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Montag, 4. August 2014

Windschlacht von Elbistan und Triumph in Kurdistan

Da wir nach fuenf Tagen in Kappadokien in Gefahr liefen, am gemuetlichen Campingplatz mit Pool Wurzeln zu schlagen, musste unsere Reise weitergehen. Das Ziel unserer kleinen Motorradexkursion ist immer noch Teheran, die Achse des Boesen und so liessen wir die an den westlichen Tourismus perfekt angepassten tuerkischen Gebiete endgueltig hinter uns.
Unsere naechste Etappe sollte uns auf den 550km entfernten Goetterberg Nemrut Dagi fuehren - und die Goetter forderten uns heraus: Der Tag begann mit einem Totalausfall unseres GPS-Systems (nach dem Weg fragen). Die Tuerken scheinen geographische Genies zu sein, die nicht einmal mit der unmittelbarsten Umgebung vertraut sind. Fragt man 2 Personen nach dem Nachbarort, wird die eine vollkommen ueberzeugt nach rechts deuten, die andere nach links. Danach beginnen sie untereinander zu diskutieren bis man mit einem ahnungslosen Schulterzucken verabschiedet wird. Nachdem wir alle Himmelsrichtungen abgegrast haben, fanden wir schlussendlich doch noch den Weg und warteten auf Pruefung Nr. 2. Im Gegensatz zu Pruefung Nummer 1 erwartete uns eine wahrhaft schwere Aufgabe von epischem Ausmasse - sie wird unter dem Namen 'Windschlacht von Elbistan' in die Geschichtsbuecher eingehgen. Kaum haben wir den ersten Pass des Tages erklommen, schon spuerten wir den Hauch der Goetter - stundenlanger boeiger Seitenwind wurde zu einem kraefteraubenden Gegner. Obwohl der Weg nach Elbistan meist gerade verlaeuft, stemmt man sich vehement gegen den Wind, faehrt Kurvenlagen wie in Suedtirol, nur um nicht von der Strasse gefegt zu werden. Die unregelmaessigen, heftigen Boeen verlangen 100-prozentige Konzentration, ansonsten findet man sich auf der zweiten Fahrspur oder am Pannenstreifen wieder. Dringt man in den Windschatten eines LKWs oder eines anderen Hindernisses ein, bietet dieser keine Entspannung - man muss sich Sekunden spaeter, beim Verlassen des Windschattens, auf einen wahren Donnerschlag vorbereiten. Den Koerper angespannt und das Kinn hinter dem Windschild auf der Tachoanzeige bieten eine gewisse Abwehr. Zusaetzlich muss man sich auf ploetzliche Einschlaege der Windfracht vorbereiten, denn staendig weht es einem Gestruepp, Sand und Plastikfolien um die Ohren.
Stunden spaeter war auch diese Pruefung absolviert und wir wurden freundlichst in Kurdistan empfangen. Es fuehlte sich tatsaechlich wie ein kleiner Triumphzug an. Noch nie wurde so viel, so begeistert, fast schon frenetisch gewunken und gehupt. Manchmal hatte man Angst, dass Autofahrer durch uebertriebenes Winken aus ihren Fenstern kugeln. Glueck gehabt, nichts passiert und es wurde wieder einmal Zeit fuer eine kurze Suche nach einem Schlafplatz im Freien, am Fusse des Nemrut. Schon wieder starker Wind, ein Regenguss puenktlich zum Sonnenaufgang, 5:30Uhr, Zelt aufbauen, verdammt!
Nach einem morgendlichen Gipfelsieg am Nemrut ging die Fahrt weiter ins tiefste Kurdistan. Ueber den Attatuerkstausee wird zwar gerade eine Bruecke gepspannt, deren Fahrbahn ist aber noch nicht fertiggestellt. Da wir keine verwegenen Sproesslinge von Evil Knievel sind, entschieden wir uns gegen einen Stunt und fuer die Faehre, auf der mir uebrigens mitgeteilt wurde, ich sehe aus wie ein muslimischer Krimineller.
In 2 Tagen haben wir beinahe 1000km zurueckgelegt, Zeit fuer Fotos blieb somit kaum. Ich kann Euch den Teil Kurdistans, den wir durchquerten aber mit einem Wort beschreiben - Mordor! Karge, endlose Weiten, unbewirtschaftbare Felder voller Gestein und verdorrten Graesern. Zusaetzlich machte der mit schwarzen Wolken behangene Himmel die duestere Stimmung perfekt. Um wenigstens unseren Auftritt strahlen zu lassen, fuhren wir auf der beinahe autofreien Autostrasse einsam, aber dafuer mit vollem Karacho, direkt nebeneinander her - zwei Enduros wirbeln Richtung Teheran!

Die grosse Strassenkarte der Tuerkei wird fuers erste zugeschlagen und wir bereiten uns derzeit am Van Goelue auf den Grenzuebertritt in den Iran vor, hoffen, dass wir uns mit den Motorraedern wochenlang quer durch Persien bis in den Kaukasus durchschlagen werden und traeumen von Istanbul - It's along way! (23.07.2014)

Statistik Tuerkei:
3600km
215 Liter Benzin und 380 Euro vertankt

lg an Martin, unseren Gleichgesinnten aus Duesseldorf - wir hoffen, es geht Dir gut!

Dinner for two

Schlafplatz am Fusse des Nemrut

Attatuerkstausee

Nemrut

Nemrut

Nemrut 
Irgendwo in Kurdistan

Indoor Hotelparkplatz in Kurdistan

Open Air Museum Goereme
Und der Wuerger von Anamur sprach zu seinen Anhaengern: WUERGET!

Kappadokien


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