Mit dem Tag des Zorns, der Hitzewelle und der Rushhour in Teheran haben wir bis jetzt stets bestes Timing bewiesen. Ausserordentlich zielstrebig manoevrierten wir uns ins naechste Dilemma - Nachdem wir am 27.07.2014 Teheran durchquerten, wollten wir zum Kaspischen Meer aufbrechen, verdammt schlechte Idee! Natuerlich erwischten wir punktgenau den Start der tagelangen Feierlichkeiten zum Ende des Fastenmonats Ramadan und mit uns machte sich halb Teheran auf den selben Weg - denn das Kaspische Meer ist das touristische Naherholungsgebiet der 15 Millionen Teheranis. 2 Tage quaelten wir uns durch hunderte Kilometer Megastau, made in Iran. Mit Koffern am Motorrad eine unglaublich muehsame Aufgabe, wir sind hinten immerhin fast so breit wie ein iranischer Kleinwagen. Mal quetschten wir uns durch die Megakolonne, mal benutzten wir Gehsteige oder fuhren im Schotter neben dem Bankett. Stop an go hier, nichts geht mehr da, die Hitze nervt, oh ja! Ich hasse das Kaspische Meer bis an mein Lebensende, das ist gewiss.
Eine Sache jedoch verwandelt auch diese anstrengenden Tage in unvergesslich positive Erinnerungen. Es ist fuer uns mittlerweile DIE Hauptattraktion in diesem Land - ich spreche von der unangefochten, einzigartigen Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Iraner, die sie vorallem uns exotischen Motorradfahrern entgegenbringen. Egal wo wir uns befinden: an Tankstellen, bei Zigarettenpausen, mitten im toedlichen Verkehr oder vorallem jetzt im Stau - fast minuetlich wurden wir in den letzten Tagen Willkommen geheissen. Ununterbrochen wird man angehupt, ein Fahrer winkt - wir winken zurueck - und schon winkt die gesamte 8 koepfige Besatzung, kurbelt die Fenster herunter und ein herzliches 'Welcome to Iran' oder 'Thank you' wird mit 16 hocherhobenen Daumen durch die Fenster eines Kleinwagens geschrien. Und in den strahlenden Gesichtern der Menschen sieht man, dass dies auch von ganzem Herzen kommt. Egal ob alt oder jung, uralt oder blutjung, egal ob Maennlein oder Weiblein, wir haben dies in den letzten Tagen bereits zighundertfach erlebt, ich betone zighundertfach!
Staendlig erklaeren wir, dass wir aus 'Otrish' kommen, wohin wir noch fahren wollen und regelmaessig werden wir mit Obst und Suessigkeiten beschenkt. Wir sind doch nur 2 simple Motorradfahrer, dreckig, verschwitzt und ko, aber in den Augen der Iraner sind wir offensichtlich etwas ganz Besonderes. Es ist teilweise schon sehr ergreifend.
Ganz herzlich moechte ich mich bei den beiden Bruedern Mohammed und Ahmed bedanken, die uns in der aergsten Hitze unverzueglich zu sich zum Essen eingeladen haben, oder bei Nema, der uns 1h lang vorfuhr um ein Hotel zu finden, dessen Eltern am naechsten Tag, extra fuer uns, gross aufgetischt haben. Unvergessen bleibt auch der gute alte Moe, bei dem wir zuhause duschen durften und der und generell einen sensationellen Abend bescherte. Gerade eben nahm sich Mohammed ueber eine Stunde Zeit, um eine Bleibe fuer uns zu finden.
Wildfremde Menschen, hilfsbereit wie nirgends sonst. Es ist schwer in Worte zu fassen, welche Eindruecke uns hier nach nichteinmal 10 Tagen, wohl fuer immer bleibend, vermittelt wurden. Danke Iran! Die Achse des Boesen ist ueberall zu finden, nur nicht in diesem Land, merkt Euch das!
Derzeit befinden wir uns im rappelvollen Bergnest Masoleh, die Ramadanfeierlichkeiten trieben uns natuerlich mit dem Strom tausender iranischer Touristen hierher (Stichwort: Timing). Umringt von bis zu 30 Leuten sind wir auch hier die Attraktion mit unseren Motorraedern. Gerade eben hoerte ich den schoensten Satz, den je eine iranische Frau zu mir gesagt hat:'I love... your motorcycle'. And so do I mam! Wir entziehen uns der extremen Hitze und schon bald wirbeln wir weiter Richtung Kaukasus.
Besondere Vorkommisse:
- zum Abschied bei Nemas Eltern musste ich eine ausserordentliche Showeinlage hinlegen - ich flog samt Motorrad in den Schotter, in einem Wort: peinlich! Seitdem trage ich das Koffersystem 'Delaware - na wenn da keine Delle waer'
- Im Malek Hotel in Challus arbeitet uebrigens die schoenste Frau der Welt
- Im Ramadan lassen sich die Iraner offensichtlich gerne die Nase operieren, auffalend viele Menschen praesentieren stolz ihr Pflaster auf der abheilenden Ruebe. Fasten und eine neuer Zinken - der Trend schlechthin!
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