Wieder einmal begann der Tag mit klassischer Wegsuche und
zweimaligem Verfahren. Wir beschlossen zudem, uns auf den letzten hundert
Kilometern bis zum winzigen Grenzübergang Kapiköy-Razi mit Benzin, Motoröl,
Wasser und Zigaretten einzudecken. Wir hatten schließlich keine Ahnung von dem,
was uns hinter der Grenze im Iran erwarten sollte. Die Idee war sicher
nobelpreisverdächtig, leider aber hatten diese 100 Kilometer, außer einer
atemberaubenden Landschaft, nichts von dem zu bieten, was wir suchten. So
erreichte Andal, die in einem engen Tal liegende Grenze unentspannt mit dem
letzten Liter Treibstoff - bei mir sah die Situation aufgrund des akuten
Nikotinentzuges unwesentlich besser aus.
Eines Vorweg: den Grenzübergang Kapiköy-Razi können wir für Touristen mit eigenem Kfz definitiv empfehlen. Man wird auf türkischer Seite rasch von einem Büro zum nächsten durchgewunken und bekommt am Schlagbaum Pole Position. Auf iranischer Seite lauern allerdings dutzende, gierige, inoffizielle 'Helfer', die für Jedermann die Pass- und Zoll-Formalitäten erledigen wollen. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass dies am Ende nur gegen Bares geschieht. Entweder nimmt man etliche Schikanen in Kauf und schlägt sich mit seinen Papieren mühsam selber durch (die Zollbeamten verdienen hier schließlich selber gerne mit) oder man beschäftigt einen dieser zweifelhaften Dienstleister und stellt sich automatisch auf eine knallharte Verhandlung ein, die ich nur furchtlosen, geduldigen und vor allem Indien erprobten Reisenden ohne Gewissen empfehlen möchte. Ansonsten wird es teuer! Immerhin wird man am Ende der Prozedur seine abgestempelten Zolldokumente und seinen Reisepass freikaufen müssen.
Eines Vorweg: den Grenzübergang Kapiköy-Razi können wir für Touristen mit eigenem Kfz definitiv empfehlen. Man wird auf türkischer Seite rasch von einem Büro zum nächsten durchgewunken und bekommt am Schlagbaum Pole Position. Auf iranischer Seite lauern allerdings dutzende, gierige, inoffizielle 'Helfer', die für Jedermann die Pass- und Zoll-Formalitäten erledigen wollen. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass dies am Ende nur gegen Bares geschieht. Entweder nimmt man etliche Schikanen in Kauf und schlägt sich mit seinen Papieren mühsam selber durch (die Zollbeamten verdienen hier schließlich selber gerne mit) oder man beschäftigt einen dieser zweifelhaften Dienstleister und stellt sich automatisch auf eine knallharte Verhandlung ein, die ich nur furchtlosen, geduldigen und vor allem Indien erprobten Reisenden ohne Gewissen empfehlen möchte. Ansonsten wird es teuer! Immerhin wird man am Ende der Prozedur seine abgestempelten Zolldokumente und seinen Reisepass freikaufen müssen.
Eine richtig faire Variante gibt es an solchen Grenzen
nicht und ich entschied mich doch tatsächlich für Variante zwei. Aufgrund der
filmreifen, chaotischen Zustände, übergaben wir einem unsympathischen Grenzschakal
mit dämlicher Frisur (rötlich gefärbte Stirntolle) unsere Dokumente. Leider
leistete sich der Kerl gleich zu Beginn einen folgenschweren Fehler: Er
streichelte sich vor seinen Schakal-Freunden selbstgefällig grinsend über
seinen Bauch, im Sinne von: heute gibt es ein von dummen Touristen gesponsortes
Festmahl. Unverzüglich machte ich ihm klar, dass er sich mit mir den Falschen
ausgesucht hatte und dass er von mir keinen Cent erwarten sollte. Ich ließ ihn
trotzdem loslegen, wenn er denn unbedingt wollte…
So konnten wir zumindest das lustige Grenztreiben
einigermaßen stressfrei beobachten - überall wachteln Menschen mit
irgendwelchen Dokumenten, laufen aufgeschreckt hin und her, Geschrei hier,
Streitereien da und ständig fliegen große, schwarze Säcke über den 3m hohen
Maschendraht-Grenzzaun. Zusätzlich werden am türkischen Hochposten MG-Salven
abgefeuert und ein iranischer Grenzgänger begrüßte uns freundlichst mit 'Heil
Hitler'. Na das kann ja heiter werden!
Auch wenn sich hier schon leicht tumultartige Szenen
abspielten, scheint es so, als ob wir die einzigen Personen sind, denen ein
Grenzübertritt überhaupt ermöglicht wurde. So lange wir hier unsere Füße
vertreten mussten, kam trotz Geschrei und Gewusel kein einziges Fahrzeug bzw.
kein einziger Mensch über die Grenze. Weder von der türkischen Seite, noch von
der Iranischen. Dutzende Menschen klammerten sich frustiert an den Grenzzaun
und warteten auf noch schöneres Wetter, was für ein erbärmliches Bild.
Immerhin, nach gut 1 ½ Stunden war für uns wohl alles
erledigt. Ich drängelte mich vor einen Büro-Container, schottete unseren
„Helfer“ energisch ab und schon hielt ich unsere abgestempelten Zollpapiere in
meinen Händen. Damit erntete ich den ersten bösen Blick von Freundchen
Zaubertolle, der uns nun endgültig über die Grenze beorderte. Hier sollten wir
Rial zu leicht unverschämten Kursen wechseln – aber nicht mit uns, dann reisen
wir eben gänzlich ohne iranische Knete ein, Hauptsache unser hungriger Liebling
kann nicht mitverdienen, es geht hier schließlich um das Prinzip! Schon
durchstreifte mich böser Blick Nummer zwei, aber leider fehlten zum finalen
Einreiseglück immer noch unsere Pässe. Die waren offensichtlich noch im Besitz
des Schakals, der auf Passanfragen schlagartig an einer seltenen Form von akuter
Blitzdemenz litt, klarer Fall – es wird Zeit für das Geschäftliche. Leider
rechnete der Bursche nicht damit, dass er mit uns zwei höchst aufmerksame,
einigermaßen intelligente und vor allem durch etliche Asienreisen geprägte,
unerschrockene Reisende vor sich hatte. Ich sah unsere Reisepässe schon längst
aus seiner Gesäßtasche blitzen und hatte spontan den, aus Großstädten
bekannten, Rumänischen Plan: Ich zählte bis drei, gab dem Typen einen leichten
Rempler von der Seite und Andal schnappte sich mit einem beherzten Griff an
seinen Hintern unsere Ausweise. Kuckst du, und das schon wieder ziemlich blöd!
Andal drückte ihm in der allgemeinen Verwirrung noch ganze 5 Euro in die Hand,
ich keinen Cent (gesagt, getan!) und wir starteten unsere Motorräder. Vor
versammelter Schakalmeute versuchte er mich noch festzuhalten, stellte sich in
den Weg und packte mich am linken Arm - drauf geschissen, ich gab Vollgas, riss
mich los und wir tauchten endgültig in die islamische Republik Iran ein. Das
Abenteuer Persien beginnt somit vorerst ohne Benzin, ohne Geld, aber dafür mit
jeder Menge Ärgernis! Ein durchaus verwegener Start, wie wir finden.
(25.07.2014)
Infos zur Einreise
Grenzuebergang: Kapikoey-Razi
benoetigte Dokumente: Pass, Zulassung, gruene Versicherungskarte (auf tuerkischer Seite); Pass, Carnet de Passages auf iranischer Seite
nicht benoetigt: internationaler Fuehrerschein, internationale Zulassung, keine Versicherungen, keine Tankkarte, keine iranische Nummerntafel (danach wurde nie gefragt)
Sonstiges: Carnet-Stempel waren ratzfatz drin, ein Typ hat sich 3 Sekunden die Motorraeder angesehen, interessierte sich fuer keinerlei Daten und wollte wissen, welche Marken dies seien... An der Grenze ist wirklich alles scheissegal! :)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen