Oft wurden wir in den letzten Tagen gefragt, ob man
Armenien in Europa überhaupt kennt, ob man weiß, wo es liegt und warum wir
generell hier sind. Es scheint selbst unter den Einheimischen nicht die
Topadresse zu sein und zudem scheint die geschichtliche Vergangenheit (Genozid
1915) nach wie vor auf den Schultern des Landes zu lasten. Auch für uns hätte
es eigentlich ein 2 bis 3-tägiges Intermezzo werden sollen, aber das Schicksal
hat anders entschieden - Pleuellager mausetot, Motorschaden bei Andals KTM!
Stillstand in Yerevan. Da unter Euch sicher unzählige Technikfreaks sind,
beschreibe ich Euch den Schaden mit folgendem Satz: überhaupt gar nicht gut!
Das Motorrad steht derzeit komplett zerlegt in Armeniens Hauptstadt. Doch wie
kam es dazu?
Nachdem wir den Passierschein A38 abgeholt haben, mussten
wir uns erst einmal 2 Tage psychisch erholen. Normalerweise durchpflügen wir in
diesem Zeitraum 700-1000 Kilometer aber nach der intensiven Irantour waren
unsere Knochen müde und der Geist durch die Grenzformalitäten schwach. In dieser
Erholphase lernten wir im Grenzort Meghri zwei der besten Armenier kennen, Artak
und David – zwei Lektoren der Universität Yerevan, die gerade dabei waren, das
ganze Land per GPS zu tracken (Zusatzinfo für meine ätzenden Streber-Studienkollegen:
Erfassung unglaublich wichtiger hydrologischer Daten für das Wohl Armeniens zur
weiteren Bearbeitung in ArcGIS). Dass wir diese zwei ArcGIS Spezialisten noch
öfters sehen werden, dass ‚Shoarma’ Andals neues Leibgericht wird, dass die
‚Shoarma-Mädels’ aus dem Shoarma Imbiss Andals BFF’s werden, dass Andal während
seines 23 tägigen Aufenthalts in einem Armenischen Homestay rund 300 Touristen
kennenlernen wird, dass die Übergabe des goldenen Stadtschlüssels unmittelbar
bevorstand und es ihm generell richtig schwer fallen wird, dieses Land zu
verlassen, wusste zu diesem Zeitpunkt niemand.
Als wir uns zur Weiterfahrt aufrafften, begann das Drama
aus vielen Akten, bestehend aber aus nur einem Wort - Motorschaden. Die Strecke
hätte schöner nicht sein können, aber durch ein ungewöhnlich lautes,
metallisches Klopfen aus dem KTM-Motor war der Endurotraum auf einer 50km
langen Schotterpiste schnell verflogen. Andal wusste sofort, dass sein
Pleuellager den Geist aufgibt und so wurde unsere Reiseroute unverzüglich geändert
- statt ‚Georgien’ lautete unser Ziel ‚Werkstatt’ und letzteres kennt hier im
‚hilfsbereiten’ Armenien natürlich niemand. Grob fahrlässig quälte Andal seinen
defekten Motor noch über 100km durch die an sich herrliche armenische Bergwelt,
doch bald hieß es: nichts geht mehr...
Andals Frust und Verzweiflung war in dieser Galaxie nicht
zu überbieten, er war ein Schatten seiner selbst und die ‘Lätschn’ tauchte
stundenlang bis tief ins Mikroklima der Armenischen Bodenoberfläche ein. Selten
wurde ich so lange, so kontraproduktiv vollgesudert und die Stimmung war
definitiv am Tiefpunkt.
Aber dann, der Himmel öffnet sich, ‚laaaaa’, die Engel
singen, der Lichtblick! Ein hilfsbereiter Campingplatzbesitzer telefonierte nach
kurzer Problembeschreibung (‚Motor kaputt’) mit Gott und der Welt, organisierte
einen Transporter und schickte uns in die über 100km entfernte armenische
Hauptstadt. Ganze 10 Sekunden verfolgte ich den im Schneckentempo fahrenden
Kleinlaster und eilte davon. Eigentlich sollten wir uns irgendwo auf der Strecke
wiederfinden, doch daraus wurde nichts. Der Transporter nahm samt Andal, seiner
KTM und meinem Reiseführer eine andere Route und nach über 1 Monat und 6000
gemeinsamen Kilometern trennten sich unsere Wege erstmals komplett. Nach
endlosen Wartereien an teils bizarren Flecken (z.b. einem Reifenservice, der
eigentlich ein Melonenverkaufsstand ist, oder einem griechischen Restaurant
unter einer Autobahnbrücke) beschloss ich ohne jeglicher Ahnung und Information,
ohne jeglicher Anlaufstellen oder Adressen, einsam und verlassen in die nächste
Millionenstadt dieser Reise einzufahren. Der Verkehr zum Glück entspannt, die
Stimmung jedoch mies und wie zum Teufel sollte ich eine günstige Bleibe finden
- Taxifahrer und Passanten kennen wieder einmal nur die besten Hotels der
Stadt. Nachdem ich also relativ sinnbefreit zwei Stunden lang die Stadt
erkundete und währenddessen die drei teuersten Absteigen Yerevans kennenlernen
durfte, wünschte ich mir nichts sehnlicher als meinen Reiseführer herbei. In
diesem Moment, am Arsch der armenischen Hauptstadt, eilte ein Taxi heran - ein
wahrhaft ungepflegter Typ fuchtelte wie wild mit seinen Händen und sprach mich in
einem äußerst seltsamen, deutschen Dialekt an - es war Andal, samt Reiseführer.
Absolut zufällig kreuzten sich unsere Wege im hintersten Nirgendwo in Armeniens
1.3 Millionen Einwohner zählender Hauptstadt Yerevan. Sofort fuhren wir zum nächstbesten
Bed and Breakfast, wo wir uns seitdem mit 12 Backpackern eine Wohnung teilen.
Die Wiedersehensfreude war groß und wurde in einem der 1000 Pubs bei Rock und
Metal ordentlich begossen. Endlich wieder zurück in der Zivilisation, zurück in
einer Welt mit Bier und Miniröcken!
Andals KTM ist nun in den Händen von Vache (‚Waa-tsche’),
Armeniens bestem Mechaniker. Er ist Kopf der Bikerszene des Landes und
gleichzeitig Besitzer eines Custom Bikes Shop. Gemeinsam mit zwei ehemaligen
Tupolewpiloten wurde die LC4 Adventure rustikalst in ihre Einzelteile zerlegt
und wartet seit Tagen auf ihre Ersatzteile. (12.08.2014)
Besondere Vorkommnisse / Richtigstellung:
In einem früheren Beitrag faselte ich (jede Menge Stuss)
vom Begriff ‘Endurowandern’. Der Begriff ist seit der Begegnung mit einem
waschechten Endurowanderer aus Deutschland überholt (siehe Foto) - In Österreich
wird der Alpinstil = Minimalgepäck bei durchaus flotter Fahrweise bevorzugt. Instinktiv
gab ich meinem Blog den richtigen Namen und somit definieren wir uns fortan
abgrenzend als ‘Endurowirbler’ - take it easy und liebe Grüße ;)
Das der deutsche nur wandern kann mit seim moped is eh klar bei dem gwicht. Wahrscheinlich ueberholn ihn de wanderer eh. Oan vorteil hat er aber, der vorderreifn haelt sicher ewig weil er oiwai am hinterradl mifm wheely unterwegs is bei der gewichtsverteilung :-)
AntwortenLöschenWodka is des wasser des ostens da muasst di dru gwehna
@ kobi - dafuer braucht a vermutlich doppelt so vue hinterreifen, aber: jedem das seine! I glab eher, dass wodka der untergang des ostens is, so vue wia de wegschitten :) owa i bi jo student, da kann ma scho a bissl mithalten
LöschenNotfallplan
Löschenfür Auslandsdienstreisen
Aufgrund der steigenden Zahl an Dienstreisen, bei welchen BOKU-Angehörige oft in abgelegenen Gegenden mit hohem Risikopotential unterwegs sind, wurde vom Internationalen Gremium der BOKU ein Notfallplan für Auslandsdienstreisen entwickelt.
leider is des training erst nextes jahr, aber vielleicht kannst du ja als vortragender über die wodkagefahren im osten berichten :--)
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Die BOKU hat jetzt als erste Universität Österreichs einen Notfallplan für DienstnehmerInnen auf Dienstreise im Ausland und Studierende mit explizitem Reiseauftrag erarbeitet.
Über das Kursangebot der Personalentwicklung wird es ab 2015 Notfallplanschulungen und interkulturelles Training geben.
Nähere Informationen:
http://www.boku.ac.at/pers/themen/dienstreisen/richtlinien/
ls boku student bist immer auf der sichern seitn.
Auszug aus der Homepage der boku gefällig
wo du sowos findest... der notfallplan wead hoid a koan motorsdchaden beruecksichtigen, nix wert!
Löschenkobi: hob an blog vo deim endurowanderer gfundn. typisch deitscha
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