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Donnerstag, 11. September 2014

Home sweet home!

Ich fasse mich zum Abschluss kurz - Unsere Mission "Zwei Enduros wirbeln Richtung Teheran... und irgendwie retour" wurde erfolgreich beendet. Mensch und Maschine sind nach 50(!) Stunden Zugfahrt (mit 17 Stunden Verspätung) in Villach angekommen. Man sollte eben nicht mit einem Autozug fahren, der den Namen "Optima Express" trägt. Die treffendere Bezeichnung lautet "Suboptima", ohne Express. Wir haben uns zudem auf einer ätzend kalten Regenetappe von Villach nach Kufstein schnellstmöglich an den europäischen Sommer 2014 gewöhnt. Egal, das was hinter uns liegt, zählt. Die gemeinsame Ehrenrunde auf dem Oberen Stadtplatz ließen wir uns jedenfalls nicht nehmen. Schön, wieder zuhause zu sein!


Statistik

Türkeiroute: ein fingerbreit = 100 Kilometer!
Wir reisten insgesamt 4 mal in die wunderbare Türkei ein, durften den Iran und seine unglaublich gastfreundlichen Bewohner kennenlernen, fuhren quer durch die Kaukasusländer Armenien und Georgien, hörten die Brandung dreier Meere rauschen (Mittelmeer, Kaspisches Meer, Schwarzes Meer) und besuchten am Ende wegen Zollformalitäten auch noch für 5 Minuten Griechenland und für 30 Minuten Bulgarien (natürlich umsonst)... Rechnen wir den Autozug mit ein, waren wir zusätzlich je 2x in Slowenien, Kroatien, Serbien, Bulgarien und haben insgesamt 7 Hauptstädte durchquert (Ljubljana, Zagreb, Belgrad, Sophia, Teheran, Yerevan, Tiflis). Der Reisepass ist damit um rund 20 Stempel reicher, mein Tachostand um rund 10000km höher und mein Tank ohne Boden hat über 600 Liter Benzin geschluckt - somit durften wir um die 50 Tankstellen mit 100 Smalltalks erleben. Mit dem Motorrad erkundete ich den höchsten Berg der Türkei (Ararat 5137m), des Iran (Damavand 5671m), Armeniens (Aragaz 4090m) und den dritthöchsten von Georgien (Mt. Kazbek 5047m - ich dachte, der wäre der höchste, sorry). Die Umfaller Statistik habe ich knapp, aber voller Stolz, mit 4:3 für mich entschieden. Andal machte das Rennen noch einmal spannend, indem er seine KTM in Istanbul auf meine Transalp und gleichzeitig vor amerikanische Touristenfüße warf. Selbst wenn man das kommende Übel nicht mit den eigenen Augen mitverfolgen kann, kristallisierten sich vier eindeutige akustische Indikatoren für umfallende Motorräder heraus: die angestrengt aus dem Körper gepressten Wörter „ahhh“, „naaaa“, ein schnelles, heiseres „verdammt“ oder ein gehauchtes, langgezogenes „fuuuuck“ genügten zur schnellen Identifikation der Lage. Die Bestätigung des akustischen Warnsignals endete zu hundert Prozent in einem großen Rumms und Gelächter aller herumstehenden Personen. Ein kurzzeitiges Schamgefühl des Hauptakteurs blieb statistisch unvermeidlich.
Suizidvögel (killed by motorcycle) gibt es offensichtlich nur in der Westtürkei, die Zahl der getöteten Vögel blieb bei einem für beide Seiten zufriedenstellenden 1:1. Die Höchsttemperatur von 48°C im Schatten von Teheran wurde nicht mehr überboten und im Suboptima Zug stellte ich meinen persönlichen Raucherrekord in Transportmitteln auf - 72 Stück First Class A Cigarettes (Marlboro) teerten meine Lungen in nur einer Zugfahrt *keuch*! Der goldene Tourist Yerevans heißt von nun an bis in alle Ewigkeit "Andal" - noch nie zuvor wollte ein Reisender 23 Tage am Stück in Armeniens Hauptstadt verweilen (Grund: Motorschaden). Mein persönlicher Song der Reise: Hard Sun - Eddie Vedder. Statistische Auswertungen diverser Darm- und Hauterkrankungen werden in diesem Bericht ausnahmsweise nicht berücksichtigt.


Zeit für ein kleines Ré­su­mé...

Im Juli hatte ich noch keine Ahnung, auf was ich mich da eingelassen habe, schließlich war ich vor 65 Tagen noch jungfräulich in Sachen Motorradfernreisen. Es war eine Zweiradreise unter klimatischen Extrembedingungen, verbunden mit vielen Entbehrungen - man lebt 2 Monate aus 2 Alukoffern, trägt 5 Unterhosen, 3 verschiedene Shirts und schläft regelmäßig in einem altersschwachen und nicht mehr wasserdichten Zelt, die Isomatte verliert mittlerweile nach 2 Stunden all ihre Luft, der Reißverschluss der Motorradjacke gab bereits in Georgien den Geist auf (nie mehr Büse), etc... Zusätzlich musste man im Vorfeld der Reise einige bürokratische Hürden und lästige finanzielle Angelegenheiten meistern. Dennoch, bereits heute am Tag der Heimkehr, kann ich mir keine bessere und intensivere Art zu reisen vorstellen, ich bereue rein gar nichts und ich trauere auch keinem einzigen Cent hinterher. Wir besuchten Gegenden dieses Planeten, die definitiv nicht für den alltäglichen Tourismus ausgelegt sind, durchstreiften 2 Metropolen, ein halbes Dutzend Millionenstädte und jegliche Form von Wüstenlandschaft, trafen die freundlichsten und gutherzigsten Menschen, erlebten den Alltag in fremden Ländern und fremden Kulturen, meisterten mit Bravour den gefährlichsten Verkehr der Welt und wurden mit kaum zu verarbeitenden Eindrücken beschenkt. Ich für meinen Teil, habe zwar jede Menge Geld "verloren", dafür aber umso mehr bekommen - Erinnerungen für die Ewigkeit und Erfahrungen, die man nicht, oder nur schwer in Worte fassen kann! Ob Freundschaften fürs Leben geboren wurden, kann man jetzt noch nicht sagen, Grundsteine wurden zumindest gelegt.
Und am Ende der Reise, während du die letzten Kilometer eines unfassbaren Abenteuers abspulst und immer mehr in eine gewohnte Umgebung namens Heimat eintauchst, wird dir absolut bewusst, was 10000 Kilometer hinter dir und vor allem dazwischen liegt. In Matrei küsse ich vor einem vertrauten Lebensmittelgeschäft, völlig durchnässt aber vollkommen glücklich, dreckige Parkplatzpflastersteine - Geschmack: Tirol! Noch nie zuvor habe ich die Heimat so intensiv wahrgenommen. Nach zwei Monaten führt der Weg endlich wieder über den Pass Thurn, endlich wieder vorbei am Wilden Kaiser, die Eibergstraße wird zum Abschluss standesgemäß komplett zerlegt und das Ortsschild Kufstein passiert, irgendwie skurril! Gemeinsam gönnen wir uns eine letzte Ehrenrunde quer durch die Stadt und dann, man kann es selber kaum glauben, ist es soweit! Du biegst wie immer in deine Einfahrt ein, stellst das Motorrad wie immer am gleichen Fleck ab und trotzdem ist alles komplett anders. Leute! Ich sage es Euch - nach 65 ereignisreichen Tagen drehe ich das Zündschloss ein letztes mal um und kehre genau in dieser einen Sekunde, kerngesund, abgekämpft aber trotzdem munter, aus Teheran – ja, TEHERAN – zurück! Diesen unbeschreiblichen Stolz habe ich heute zum ersten Mal erfahren. Dieser einzigartige Moment gehörte mir ganz alleine und sofort wurde mir bewusst – die letzten zwei Monate nimmt Dir keiner, was für ein Ritt!

Die nächsten Ideen schwirren bereits in meinem Kopf herum... Zwei Enduros wirbeln Richtung Patagonien oder doch in die Mongolei? Von mir aus kann es morgen wieder losgehen, ich habe Blut geleckt!

Jedem, der ein ähnliches Projekt starten will, sei gesagt: Mach es einfach! Es gibt nur einen wahren Grund, der gegen die Verwirklichung eines solchen Traumes spricht: die Angst vor dem Unbekannten... Folge Deinem Bauchgefühl und alles wird gut. Ende der Geschichte, jetzt aber wirklich :)

Thank you all!







Donnerstag, 4. September 2014

Zehntausend und ein Kilometer - Wiedersehen in Istanbul

Wer hätte das gedacht! Andal erreichte Istanbul einen Tag vor mir und wir fahren nun doch gemeinsam mit dem Autozug nach Hause. Unsere Planschmiede namens Schicksal ist offensichtlich unergründlich. Noch vor ein paar Tagen standen die Zeichen zu 99,9 Prozent auf einer unabhängigen Heimreise der beiden Iranforscher Klaus und Andal, doch vor ein paar Tagen hörte ich meine Mailbox ab. Andal hinterließ mir folgende Meldung:"Mei Dosen saftelt scho wieda, bin scho in Erzurum (Türkei), foh auf schnellstem Wege Istanbul, bin in 3 Tog dort, i foh mit Dir mitm Autozug hoam, wo bist du?".
Zu diesem Zeitpunkt faulenzte ich bereits eine Woche am Schwarzmeerstrand von Sinop. Eigentlich wollte ich dort nur eine Nacht verbringen, aber die türkische Gastfreundschaft fesselte mich an diesen Ort. Jeden Tag wurde ich von insgesamt vier türkischen Familien und deren Freunden mit Frühstück, Mittag- und Abendessen versorgt - sie waren gnadenlos! Von allen Seiten wurde ich tagelang genötigt, mehr Chay zu trinken, als ein menschlicher Körper verdunsten kann. Manchmal begann die tägliche Mästung mit doppeltem Frühstück - ich war auf diesem Campingplatz die einsame westliche Made, somit lebte ich einzig und allein im türkischen Speck! Selbst als es einen Tag lang schüttete wie aus Kübeln, rüttelte Hakki (einer der Familienväter) mit einem Handtuch über dem Kopf an meinem Zelt, um mir völlig durchnässt Essen und Tee ins Zelt zu reichen. Nach drei Tagen war ich dann schließlich ein gleichgestelltes Familienmitglied ("Kardeşim" = Bruder). Wir aßen, spielten und lachten tagelang am selben Tisch, verbrachten die meiste Zeit miteinander. Leider erfolgte unsere Kommunikation größtenteils mit Händen und Füßen oder mit Kritzeleien auf meinem Block. Eine andere Frau auf dem Campingplatz beobachtete die regelmäßigen Raubtierfütterungen und meinte, ich müsse etwas Besonderes sein, selbst in der Türkei sei dies in der Form nicht normal. Vielleicht liegt es an meinem leicht irritierenden Äußeren (Stichwort: muslimischer Krimineller), aber in der islamischen Welt fühlte ich mich auf der gesamten Reise als äußerst willkommener Gast. Wieder einmal kann ich mich nur von ganzem Herzen bei allen Menschen in Sinop, im Speziellen bei Familie Altinel, bedanken - als Österreicher weiß man genau, dass diese ehrliche, herzliche und selbstlose Gastfreundschaft nichts Alltägliches ist, es war rührend und einfach nur unglaublich! Mein neues Motto - Islam statt Daham :P

Nachdem ich Andals Mailboxnachricht abgehört habe, plante ich für Istanbul eine (gemeinsame) Ankunft der besonderen Art. Leider war der Bursche wie so oft schwer zu kontaktieren, fuhr zudem eine 820km Tagesetappe (Respekt), sodass seine saftelnde KTM einen Tag früher als vermutet, also bereits einen Tag vor mir Istanbul erreichte. Nach zwei äußerst intensiven Monaten blieb die einfachste und unvergesslichste Art Istanbul zu erreichen, nur mir allein vorbehalten. Anstatt die letzten hundert Kilometer direkt nach Istanbul zu fahren, nahm ich den südlichen Küstenabschnitt des Marmarameeres ins Visier und verschiffte mich in Yalova samt Motorrad Richtung Bosporus. Die Herren am Ticketschalter fragten mich noch, ob ich den europäischen oder asiatischen Teil ansteuern wollte, natürlich hatte ich nicht die geringste Ahnung. Ich wusste nur, dass ich nach Sultanahmet sollte und so wiesen sie mir einfach einen der beiden Kutter zu. Nach dem Ablegen war ich mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt ins ehemalige Konstantinopel verschifft werde, die Fähre nahm glücklicherweise exakten Kurs auf die Hagia Sophia bzw. die Blaue Moschee und ich landete nach zwei langen, abenteuerlichen und unbeschreiblich heißen Monaten doch tatsächlich wieder auf europäischem Boden.
Während man gute 90 Minuten an der Riesenmetropole Istanbul vorbeikreuzt, wird einem zum ersten Mal so richtig bewusst… (welch qualvolle Anreise Andal in dieser gigantischen Stadt erleiden musste, hier durchzufahren muss der blanke Horror gewesen sein… Schiff ahoi!) …welch langen und spannenden Weg man eingeschlagen hat, schließlich nahm man die Zehntausend Kilometer lange „Abkürzung“ über Teheran, Jerewan und Tiflis. Wir hätten Istanbul auch am allerersten Tag unserer Reise erreichen können, aber bereits im Autozug in die Türkei stand fest, dass diese historisch einzigartige Stadt unsere Endstation werden sollte. Seit tausenden Kilometern fragt man sich, ob der flexible Fahrplan in irgendeiner Form aufgeht und ob man jemals in ganzen Stücken ankommen wird. Und dann ist es plötzlich soweit - während das unzerstörte Motorrad im Wellengang entspannt hin und her wackelt, blickt man gesund und munter vom Aussichtsdeck auf den Bosporus samt seiner beeidruckenden Sehenswürdigkeiten und speichert den Moment der sensationellen Hafeneinfahrt auf ewig ab. Bei allem was hinter mir liegt ein wahrhaft erhabener und auch sentimentaler Moment! 
Das letzte Ziel und ein letztes großes Highlight einer ungewöhnlichen Reise ist somit endlich erreicht und das Beste kommt zum Schluss. Im kleinen Kaff Istanbul - 15 Mio. Einwohner oder mehr - landete ich geographisch derart glücklich, dass ich nach kurzer Absprache, 5 Minuten und 3x abbiegen einen besonders wichtigen Teil dieser Reise wiederfand - meinen für immer verloren geglaubten Reisepartner Andal! Im Gegensatz zu mir musste er sich rund 3 Stunden durch diese gigantische Stadt mühen. Wurscht! Ende gut, alles gut! Schräger Trip! :) Oder?!


In ein paar Tagen fahren wir Richtung Autozug und am 10.09. sollten wir wieder in Avusturya (Österreich) sein. Fürs Erste heißt es hier also Ende der Geschichte, bis bald! Kufstein, wir kommen - Ich freue mich auf Euch :)

Meine Ersatzfamilie :)

Danke für alles!

Lecker Bierschen :)

7 Tage krank und ein bißchen reisemüde

Ich nenne dieses Bild "Sommer in Österreich", ich kam gerade noch davon

Irgendwo da drüben ist Yenikapi/Istanbul

Pole Position auf der Fähre, ab zum Bosporus!
Istanbul/Europa/Andal, ich komme!!!
De Buam, nach 3 Wochen wieder vereint!

irgendwoher kenn ich den, lange nicht geshen! :)

Hagia Sophia


Hagia Sophia
Blick aus der Hagia Sophia auf die Blaue Moschee

Ausblick von unserer Dachterrasse (Bosporus)
Fat Boy Slım



Dienstag, 26. August 2014

Führ mich zum Schotter - vom Mt. Kazbek bis zum Schwarzen Meer

İmmer noch alleine...

Von deutschen Weltenbummlern bekam ich vor einem Monat am Turtle Beach in Anamur Endurotipps für Georgien. Nun, rund 6000km spaeter, war es soweit und ich machte mich auf den Weg zu einer 50km langen Empfehlung. Diese Passstrasse waere laut Karte die perfekte Verbindung vom unbedeutenden Kaff Telavi zu der wohl sehenswertesten Region Georgiens rund um den Mt. Kazbek (5047m). Haette ich gewusst, was mich erwartet, haette ich vielleicht einen 200km langen Umweg in Kauf genommen, denn nach wenigen Metern bewegte ich mich nur noch auf vereinzelten Asphaltflecken, bis die Fahrbahnbeschaffenheit endgültig einem ausgetrockneten und zerfurchten Flussbett glich. İch habe normalerweise kein Problem mit Schotter, aber Kornfraktionen von 63-200mm (für die Kulturtechnik-Freaks: Steine), bei mindestens gleich tiefen Spurrillen und steilen Auf- und Abfahrten, stellen auch für eine vollbeladene Enduro ein gewisses Problem dar. Da mich am Ende dieser Passstrasse kein Doktor und auch kein Mechaniker in Empfang nehmen sollte, musste ich mich und meine Maschine mensch- und materialschonend durch diese Hardenduropiste für Anfaenger manövrieren - einige Abschnitte machten Spass, die meisten anderen jedoch waren eine einzige mühselige, ruppige Qual voller Staub, Sand, Stein, Matsch und vorallem Schweiss! Bis auf die Verbesserung meiner Fahrkünste ist nichts passiert und wie so oft auf dieser Reise, wird man nach schwierigen Etappen belohnt. So fand ich mich nach anstrengenden Stunden auf dem georgischen Military Highway wieder, der mich "gaensehautreibend" zum höchsten Berg des Landes bringen sollte. Was für eine Strecke, was für eine Umgebung! Eine 100km lange, meist gute Trasse, führt vorbei an rauschenden Gebirgsbaechen, vorbei an einem beeindruckenden Stausee und vorbei an dutzenden auf der Strasse herumlungernden Kuhherden, die nur darum betteln, von einer Honda zermschmettert zu werden. Die Passstrasse windet sich in den tiefsten Kaukasus, wird flankiert von 3000-5000 Meter hohen Bergen, sattes gruen links und rechts, und zum Abschluss dieser genialen Fahrt wird man von der mit Schnee und Eis bedeckten Spitze des Mt. Kazbek begrüsst - bei Kaiserwetter ein einziger Genuss!
Zudem war es der Tag der Einladungen. Waehrend einer ausgedehnten Pause an einem Gebirgsbach wurde ich von einer azerbaidschanischen Familie mit allerlei Köstichkeiten beschenkt, am Abend versorgten mich iranische Urlauber mit Speis und Trank Saft und für einen alkoholischen Absturz bis tief in die Nacht darf ich mich bei polnischen Kollegen bedanken. Schotterpiste, Mt. Kazbek und all die netten Menschen in nur 12 Stunden - Tage wie diese vergisst du nicht!
Der naechste Morgen versprach Aehnliches - perfektes Wetter und angenehm warme Temperaturen im Gebirge. Ein idealer Tag um die naehere Umgebung zu erkunden. Alukoffer, Gepaeck und Motorradjacke wurden schön brav im Guesthouse zurückgelassen, schon ging es leicht verkatert los zum wohl bekanntesten Motiv Georgiens, der Tsminda Sameba Kirche. Die Piste ist noch schlechter als die vom Vortag, aber ohne Vollbeladung relativ laessig zu bewaeltigen. Die Schönheit dieses magischen Ortes wurde einigermassen auf Foto festgehalten und die Begegnung mit russischen Bikern sowie das Wiedersehen mit meinen polnischen Freunden der letzten Nacht, machten diesen Moment noch spezieller. Hier wurde ich bei einem kalten Taesschen Wasser in den Transalp Club Russland aufgenommen, hörte wiedereinmal dutzende male, dass Putin ein "Schwein" ist und trank zudem aus einem Jungbrunnen. Schnell, aber von nun an unsterbich, trennten sich unsere Wege wieder. İch fuhr wieder hinab, bog in irgendein Seitental ein und kehrte erst um, als ich das Ende einer sensationellen Gebirgsschotterstrasse erreicht habe. Überall dort, wo andere Touristen hinwandern, klettere ich in diesen Tagen mit meiner Enduro hinauf - der Lazy Man's Way besiegt sie alle!
Am Abend hiess es Abschied feiern. Waehrend sich die Maedels im Mini Market mit Tampons eindeckten, besorgten die Herren der Schöpfung eine dieser besorgniserregenden 5 Liter Plastikflaschen, prallgefüllt mit Wein - Georgiens "hochqualitativer" Nektar und Ambrosia, an jeder Ecke für 8 Euro zu erwerben. İn meiner naechsten Erinnerung sitze ich auch schon wieder vollbepackt auf meinem Motorrad und ja, es ging mir richtig schlecht! Leicht benommen liess ich die höchsten Berge Georgiens hinter mir und fuhr einfach drauf los, ohne Ziel. Nachdem ich den Military Highway zurückgeschossen bin, las ich irgendwo in öder Pampa "Batumi 395km". Diese Stadt liegt am Schwarzen Meer und ich hatte Lust auf ein Kontrastprogramm, also nichts wie hin, ich will planschen! Die Fahrt im wilden georgischen Verkehr war an diesem Tag extrem mühsam und nahm aufgrund eines schweren Gewitters 50km vor Batumi beı Anbruch der Dunkelheıt ein Ende. So komplettierte ich die 3 Seen-Runde (Mediterranean Sea, Caspian Sea, Black Sea) erst am naechsten Morgen und wie es der Zufall wollte, machte ich nach meinem ersten Mc Donalds Besuch auf mittlerweile 8000km die naechste schicksalhafte Bekanntschaft. Drei gleichaltrige ukrainische Urlauber waren begeistert von meiner İdee plus Umsetzung und luden mich ein, den Tag mit ihnen zu verbringen. Natürlich hatten sie einen geaechteten 5l Kanister im Gepaeck und ich nichts Besseres zu tun. Schnell wurde von georgischen Maedels eine Unterkunft organisiert und der Strand bis 6 Uhr morgens nicht mehr verlassen. Am naechsten Tag war ich bemüht, jegliche Bewegung zu vermeiden, klare Sache, Rest Day! (23.08.2014)

Leider gab es von Andal zu diesem Zeitpunkt noch immer keine guten Nachrichten, Die Motor- und Zollgeschichte zog sich weiter in die Laenge und so blieb mir nichts anderes übrig, als alleine in die Türkei weiterzuziehen. Derzeit grase ich beinahe die gesamte Schwarzmeerküste ab und mache seit 2 Tagen Strandurlaub auf der kleinen Halbinsel Sinop. Flexibilitaet in meiner Routenplanung ist mir kaum gegeben, da Andal die Strassenkarte hat und ich nur lausige, lückenhafte Fotos davon besitze. Wenn ich kein Meer mehr sehe und mein Kompass nicht mehrheitlich grob nach Westen zeigt, bin ich wohl falsch - Navigieren auf höchstem Niveau! Andals Katl soll morgen wieder laufen, aber das hat man schon desöfteren gehört, somit lautet unser naechster Treffpunkt: İnstanbul! (26.08.2014)

Vermutlıch wird es keine grossen Abenteuer mehr geben. Wenn ıch Andal endlich wiedersehe, erwartet uns nur noch der Heimweg. Falls ihr mit Standardstorıes aus der Türkei und Touristenalltag aus İstanbul zufrieden seıd, lade ich Euch trotzdem ein, den Blog weiter zu verfolgen. Danke fürs reinschauen, danke fürs mıtfiebern! Lg aus Sınop, das schwarze Meer ıst auch blau, Klaus


ruppig und anstrengend

meine beiden neuen Freunde: Rocky (rechts oben) und ein Hund (links oben)
meine lieben Azerbaydschanis



Furkatıonszone ım georgıschen Nırgendwo


Nach dem Megapass Rıchtung Kazbegı
meine lieben İraner, vielen Dank!


kurz vor Kazbegı


Tsmında Sameba Kirche


Russısche Gleıchgesınnte




und da waren sıe auch schon wieder fort, epıc!
Eınfach mal abgebogen
Wunderschönes Seitental


das ist Enduro!
Parkplatz im Stiegenhaus
Batumi am Schwarzen Meer


 
mıt der Kraft der 5 Lıter (+ 5 Lıter + 3 Lıter)


Sonnenuntergang in Batumi
Frısch und munter (ich krank sein)... Danke fürs Frühstück!


Delfinsichtung am Badestrand
mein derzeitiger Ausblick
spaeter musste man hier tanzen...


Verfranst ın der Türkei, war aber auch schön






Donnerstag, 21. August 2014

Auf der Flucht - Einsam in Georgien

Das Warten auf Andals Ersatzteile nimmt kein Ende... Eine kleine Abwechslung bot die alljährliche Sternschnuppennacht, die wir nach einem skurrilen Besuch des ‘Zombie-Observatoriums’ irgendwo am höchsten Berg Armeniens verbrachten. Bei dieser verwahrlosten, stalinistischen Messstation für kosmische Teilchen wurden wir von einer beängstigend bleichen, dreiköpfigen Sowjet-Adams-Family nicht willkommen geheißen. Es war schon eine bizarre Szene. Wir befinden uns mit dem Motorrad auf einem erloschenen Schichtvulkan auf über 3200m, marschieren auf ein massives Eisentor aus Sowjetzeiten zu und werden gegenüber von drei komplett unterschiedlich gewachsenen (lang, dick, dünn) und unglaublich bleichen Gestalten in modrigen Pelzmänteln samt schiefen Pelzmützen angestarrt. Sie sahen wirklich wie Zombies aus, die gerade aus dem Winterschlaf erwacht sind. Auf die Frage, ob wir die Forschungsstation betreten dürften, gab es nur ein simultanes, dreifaches Kopfschütteln, kombiniert mit einem Blick, der auf reduzierte Gehirnaktivität schließen ließ. Die haben wohl das ein oder andere kosmische Teilchen zu viel abbekommen. Wir haben das verwahrloste Gelände des Observatoriums dann 50m weiter links betreten, denn außer dem Tor gab es rund um die Station kaum eine Absperrung. Nostalgische Kommunisten wären hier beim Anblick verrosteter Kettenfahrzeuge und heruntergekommener Gebäude vermutlich zu Tränen gerührt gewesen, wir fanden es einfach nur langweilig und trist. Und natürlich beantworte ich Euch die zwei wichtigsten Fragen dieser Geschichte – nein, wir wurden nicht von den Zombies gebissen und nein, wir haben sie nicht mit einer Motorsäge niedergemetzelt.
Derzeit vertreiben wir uns die unerhoffte Freizeit mit unglaublich spannenden Spaziergängen (gähn!) oder unternehmen kleine Exkursionen mit meiner Transalp. So wurde mir gestern ein Ausflug zum Lake Sevan schnell zum Verhängnis. Unter tatkräftiger Mithilfe einer der trinkfestesten Familien Armeniens wurde mir innerhalb kürzester Zeit in der Mittagssonne ein ordentlicher Gratisrausch angehängt – wenn ich sage ordentlich, dann meine ich ordentlich, vielen Dank nochmals! Nachdem mich Bier und Wodka zu einem 2 stündigen Nickerchen in der brütenden Nachmittagssonne zwangen, fuhr ich uns 60km souverän retour - als Entschuldigung muss man fairerweise beachten, dass wir uns in einer verkehrten Welt befinden. Die allgemeine Devise in Armenien lautet ‘drink and drive’ und ‘as long as you wear a helmet, there is no problem with the police’. Man passt sich eben wieder einmal an.
Um wenigstens einen gewissen Nervenkitzel zu erzwingen, fuhr ich in diesen Tagen absichtlich mit erhobenen Victory-Zeichen in diverse Radarfallen – keine Sorge, mein Karma sollte mich später noch dafür bestrafen…
Ansonsten verbringen wir unseren ungewollten Hauptstadt-Urlaub im 80’s Pub, gleich um die Ecke. Hier ertrinken wir die tiefe Motorschaden-Depression in Hektolitern Billigalkohol und pflegen bereits ein freundschaftliches Verhältnis zu den Angestellten. Nach 8 Tagen in Yerevan wurde uns leider mitgeteilt, dass Andal hier wohl noch mindestens eine weitere Woche festsitzen sollte. Mittlerweile wissen wir, dass das Wort ‚mindestens’ in Armenien ein dehnbarer Begriff ist. Also was tun?! Die Aussicht auf eine rasche Reparatur schwindet täglich, die Armenischen Behörden schreiben mich vermutlich bald zur Fahndung aus und die ewige Herumgammelei trägt nicht gerade zu einem kollektiven Stimmungshoch bei. Zu diesem Zeitpunkt gab mir Andal, ohne dass wir je wirklich darüber gesprochen haben, sein OK, dass zumindest meine Reise weitergehen sollte. Es mache einfach wenig Sinn, wenn wir hier beide festsitzen und niemand genau sagen kann, ob seine KTM überhaupt wieder laufen werde und wenn ja, wann. Andal! Vielen Dank für dieses selbstlose Angebot!
In dieser uneinschätzbaren Situation beschlossen wir also einvernehmlich, dass zumindest ich Armenien hinter mir lassen und am nächsten Tag ALLEINE nach Georgien weiterfahren werde. Im liebgewonnen 80’s Pub begossen wir noch einmal anständig unseren vorläufigen Abschied und besprachen die weiteren Pläne. Ich werde versuchen, eine ausgedehnte Runde durch Georgien zu drehen, damit wir uns in einer guten Woche im georgischen Niemandsland wiedertreffen. Hoffentlich gibt es keine weiteren Komplikationen...
Somit gehören die berühmt berüchtigten Achter-Überholmanöver und auch die klassische Endurowirbel-Formation vorerst der Vergangenheit an. Ungewohnt einsam, aber gewohnt verkatert ging die Reise am nächsten Tag für mich also alleine weiter.
Auf geht’s in den tiefsten Kaukasus. Die kurvenreiche Strecke zur georgischen Grenze lud förmlich zum Bolzen ein und schnell wurde aus Fahren Rasen. Geschwindigkeitsbegrenzungen wurden gekonnt und strikt missachtet, gedrosseltes Tempo auf Straßen wie diesen nennt man ganz einfach Frevel. Links, rechts, rauf und runter, spinnt die Paula, das macht Spaß! Und aus Spaß wird eben manchmal Ernst - nach dutzenden, himmelhoch jauchzenden Kilometern heulten vom Straßenrand Polizeisirenen auf und ein ‘Klaus Huber, du bist der Beste’ schallte durch armenische Polizeilautsprecher (vielleicht war es auch etwas anderes, mein Armenisch ist nach wie vor bescheiden). Sofort blickte ich auf den Tacho - Tempo 90 in einer 30er Zone, eher nicht so gut! Wir wussten von Einheimischen, dass in Armenien bereits für kleine Vergehen empfindliche Strafen drohen, aber Bremsen kam mir trotzdem nicht in dem Sinn. In der Hoffnung, dass die werten Herren Exekutivbeamten keine Lust auf eine Verfolgungsjagd mit einem verrückten Touristen haben, fiel meine Entscheidung auf Weiterdüsen – vielleicht galt die Lautsprecherdurchsage ja gar nicht mir, dachte ich. Da das mit dem Denken auf dieser Reise kein einziges mal so funktioniert hat, wie wir uns das vorgestellt haben, kam was kommen musste. Nach einigen Kilometern wähnte ich mich in Sicherheit aber nach 10 Minuten war es dann tatsächlich soweit - im gefährlichsten Tunnel der Welt (Buckelpiste und absolute Dunkelheit ohne jeglicher Beleuchtung, ohne Reflektoren oder sonstigen Wegweisern - Tunnel dunkelschwarz, das hat die Welt noch nicht gesehen!) wurde aus dem Nichts eine infernale rot-blaue Lichtshow plus Fernlicht-Stroboskop aktiviert. Ach du Schreck! Polizei! Das Karma schlägt zurück! Nun gut, okay, dann fahre ich eben doch rechts ran... Leicht mitgenommen präsentierten mir die dicklichen Beamten Hans und Wurst mit etwas überdimensionierten Polizeimützen unverzüglich den Bußgeldkatalog – scheinbar fand sich meine Strafe dort, wo die meisten Nullen beim Preisgeld stehen. Ich startete meine Suche bei 5000 Dram (10€) und arbeitete mich dann leider doch bis ans Ende der Liste durch, 200000 Dram - 400 Euro, Höchststrafe, Gratulation! Da half nur noch eines - ich stellte mich megadumm und ließ es auf eine hartnäckige Diskussion ankommen. ‘Touristi, Touristi…’ wimmerte ich mit verzweifeltem Blick. Nach über 7000 Kilometern, hunderten ähnlichen und schlimmeren Vergehen wurde es im Endeffekt aber doch Zeit für die erste Strafe der gesamten Reise. Nur durch Indien erprobtes Verhandlungsgeschick und viel Geduld kam ich schlussendlich mit 100 Euro davon - für die beiden armenischen Beamten war es wohl der große Wurf, für mich aber war es nur ein symbolischer Akt! Ich grinste frech bei der Geldübergabe.
Ausnahmsweise gibt es von der Armenisch-Georgischen Grenze nichts Spektakuläres zu berichten. Nachdem alle 15 herumwuselnden Zollbeamten die Füße in die Hände nahmen, einem kleinen, dicken Typen nachliefen und diesen im 5-fachen Todesgriff abführten, waren meine Stempel auch schon im Nu im Reisepass. Das vierte Land, die vierte Sprache, die vierte Schrift und die vierte Währung erwarteten mich. ‘Topvorbereitet’ wie eh und je wusste ich nur, dass ich nach Telavi, im Osten des Landes fahren wollte. Warum? Keine Ahnung! Irgendwie muss ich ja die Zeit ohne Andal herumbiegen. Auf dem Weg dorthin wollte ich die georgische Hauptstadt Tibilisi (Tiflis) eigentlich umfahren, aber durch die unglaublich falschen Wegbeschreibungen der Einheimischen, wurde ich wieder einmal ins Verderben einer Millionenstadt geschickt! Nach allem was hinter mir lag, sah ich das ganze jedoch als tiefenentspannte Aufgabe.
Wie immer war es viel zu heiß, also raus aus der Motorradjacke und ich folgte der äußerst mäßigen Beschilderung und meinem (Teheran erprobten) Wunderkompass - Osten, Osten, Osten! Schaut gut aus, die Straße wird immer schmäler und schmäler, schlechter und noch schlechter, null Verkehr, beängstigende Menschen links und rechts, hmmm - Endstation vor einem riesigen, vom Zahn der Zeit zerfressenen, sowjetischen Industriekomplex. Sackgasse, doch nicht gut, retour! Westen, Westen und dann nehme ich eben doch die richtige Abzweigung und Autobahn. Danke Tiflis, abgehakt, lächerlich. Telavi, du unbedeutend kleines Kaff, ich komme – warum auch immer! 
Zur Belohnung erwartete mich nach der Hauptstadt ein 100km langer Endurotraum und ich fuhr durch etwas Seltsames - etwas, das ich seit gut einem Monat nicht mehr aus nächster Nähe gesehen habe, Wald! Andal hätte bestimmt geweint. Apropos Andal - an die einsamen Momente bei Pausen oder beim Essen muss ich mich noch gewöhnen, ansonsten macht Georgien bis jetzt aber auch alleine Spaß. Trotzdem hoffe ich auf eine baldige Rückkehr, immerhin ist es ‘unsere’ Reise und ich freue mich schon auf die gemeinsame Ehrenrunde am oberen Stadtplatz in Kufstein (informiert schon mal den Bürgermeister, die Schützen und ‘de Musig’)! Nur noch ein paar Tausend Kilometer Heimweg… (18.08.2014)

Besondere Vorkommnisse:
  • Zur Begrüßung im freundlichen Homestay in Telavi, warf ich Besitzerin Inga noch schnell mein Motorrad vor die Füße. Mann, Mann, Mann! Gelächter und Umfaller Nr.4
  • Die youtube playlist des 80’s Pub wurde übrigens um 3 Bands erweitert: Motorbeast, Midriff und First Coming

Und wie es in den höchsten Bergen Georgiens bzw. bei der Komplettierung meiner 3 Seen-Runde (Mediterranean Sea, Caspian Sea und Black Sea) weiterging, das erfährt ihr nie... da man Einladungen in Georgien nicht so einfach ablehnen kann, habe ich erhebliche Erinnerungslücken. Prost!
Sternschnuppennacht: Warten auf Wetterbesserung

Sternschnuppennacht: Wetter wird besser

Andal traeumt von seiner KTM

irgendwo in Georgien

Einmal quer durch Tiflis

Lotto King Karl mit einer Pferdestaerke



Vorschau:
wie ich zum Transalpclub Russland kam, wie ich die hoechsten Berge Georgiens erkundete und was mich am schwarzen Meer erwartete, das gibts beim naechsten mal

Transalpclub Russland

im tiefsten Kaukasus

 Und warum das Treffen dieser beiden Herren (l) 24h Stunden spaeter so aussah (r)
ein schicksalhaftes Treffen
leicht verkatert am Strand von Batumi