Weitere fünf Tage im Iran sind vergangen und ich traue mich
zu behaupten, es waren die mitunter intensivsten Tage meines Lebens. Physisch
absolut am Limit, aber die Eindrücke bleiben unvergesslich. Sie waren geprägt durch
körperliche Anstrengung bei gnadenloser Hitze, bedingt durch unmenschliche
Hitze, bedingt durch Affenhitze und bedingt durch Nachtfahrten und Megastau
(400km Stau, 2 Tage Fahrt im Selbigen) bei gerade noch erträglicher Hitze. Ach
ja, selten war es auch einfach nur heiß. Natürlich befinden wir uns zudem in
einem Land, in dem das Tragen kurzer Hosen verboten ist, Allah sei Dank! Apropos
dämliche Verbote – Neben Facebook, Instagram und co. ist in der islamischen
Republik Iran auch öffentliches Tanzen ordnungswidrig! Tja, was soll man dazu
sagen - mein Tanzstil ist selbst in Österreich kriminell… Schwiiing!
Wäre nicht die unglaubliche Freundlichkeit,
Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft der Iraner, hätten wir wohl auf der
Stelle umgedreht. Aber der Reihe nach...
Heiß, heißer, Höllensturm! Der Tag des Zorns war
ausgestanden und wir zogen weiter Richtung Südost. Wir wollten uns ursprünglich
zuerst nach Shiraz, Yazd und Esfahan (Zentraliran) durchschlagen, bevor wir
Teheran zerstören wollten. Aus diesem Plan wurde nichts - die erbarmungslose
Hitze zwang uns den Zentraliran auszulassen und unsere abgespeckte Route sollte
uns innerhalb von 3 Tagen direkt über Teheran bis ans Kaspische Meer führen.
Egal, wir hatten nie einen konkreten Plan - Aufsatteln und weiter geht´s!
Ständig werden wir angehupt und von überall winken uns Menschen.
Selbst von den kargen Feldern werden wir aus großer Distanz erspäht und
willkommen geheißen. Eine junge Horde aus rund 10 Iranischen Motorrad- und
Mopedfahrern eskortierte uns kürzlich wegweisend und voller Stolz durch eine
unübersichtliche Kleinstadt, wir werden generell sehr herzlich empfangen. Da
fällt einem nach allem, was man in heimischen Medien über dieses Land so hört, ein
Stein vom Herzen. Meine Recherchen und sämtliche Reiseblogs vermittelten uns
das richtige Bild. Wir bereuen in keinster Weise, dass wir den Grenzübertritt
gewagt haben!
Und dann, endlich wieder einmal ein architektonisches
Highlight - soeben passierten wir die Kühltürme einer dieser berüchtigten
Iranischen Atomanlagen. Damit dürften wir wohl endgültig auf den Satellitenaufnahmen
der wichtigsten Geheimdienste dieser Welt erscheinen. Wie so oft in diesen
Tagen, höre ich in Gedanken diese eine besorgte Frage, die nicht nur unsere
Freunde in der Heimat, sondern vor allem unsere Mütter beschäftigt: Wo geh’n de
Buam nur um? Eine klassische blaue Autobahn-Orientierungstafel beantwortet in
weißer Schrift die Frage aller Fragen: Mossul 402km, Teheran 605km, Bagdad 641km. Und wer es ganz genau wissen will – wir
sind im kleinen Atomnest Bonab und Greenpeace ist es nicht! Bei einem
Iranischen Greißler und einer Cola war es wieder einmal an der Zeit für eine
Herausforderung der besonderen Art. Wir
wollten hier das persische Wort für ‚heiß’ erfragen (Persisch = Farsi). Das
genaue Protokoll dieses mühsamen Vorhabens erspare ich Euch, aber die
Quintessenz sollte die nächsten Tage prägen. Nach minutenlanger
Ahnungslosigkeit unseres Gesprächspartners verlief das Gesprächsende jedenfalls
so:
Wir: ’English hot, Iran … ? ’
Iraner:’Iran veeeery hot!’
Das persische Wort für ‚hot’ ist also ‚very hot’ – wir
mussten uns vor lauter Lachen bemühen, unsere Unterhosen trocken zu halten. Auch
wenn es nicht die Antwort war, die wir suchten, er hatte dennoch recht.
Mein am Lenker fixiertes Thermometer zeigte tagelang permanent
52 Grad Celsius an - bedeutet: Nadel am Anschlag, Maximalanzeige, nichts geht
mehr. Es war also noch heißer. Durch den von den extremen Temperaturen zusätzlich
aufgeheizten Asphalt, bewegten wir uns auf den Straßen Irans somit bei
vorsichtig geschätzten 60 Grad auf Helmhöhe – mit Motorradkluft und ohne Übertreibung.
Unseren Wasserflaschen fehlten nur noch Teebeutel für perfekt temperierte
Chays, ich schwöre!
Was für ein Kraftakt, 400km an diesem Tag, bei diesen
Bedingungen, im gefährlichsten Verkehr der Welt! Wir fuhren über Stock und
Stein, durch unbeschreibliche Sandwüsten, bissen aggressiv durch abartigsten Stadtverkehr
und wurden in den Bergen auf über 2000 Höhenmetern mit unserem ersten Iranischen
Schlafplatz im Freien von der Hitze erlöst. Umringt von den Gipfeln des Elburs-Gebirges
und von Iranischen Schafherden resümierten wir diesen Tag bei einem von unserem
Benzinkocher zubereiteten Linseneintopf. Wir waren so richtig kaputt. Klimatisch
geht es wohl kaum schlimmer… dachten wir! Diese Etappe trägt aber nur den Namen
‘Vorhof zur Hölle’.
Am nächsten Tag sollte uns das wahre Fegefeuer erwarten. Es
war, unvorstellbar aber doch, noch heißer. Ausgerechnet an unserem D-Day, der
Fahrt zum Schnittpunkt der Achse des Bösen, Teheran. Es sollte der bis dahin
heißeste Tag des Jahres im heißesten Sommer seit Ewigkeiten werden. In der
Iranischen Hauptstadt wurden laut Nachrichten 48 Grad Celsius im Schatten (!) gemessen
und zwei Tiroler Holzköpfe wählten genau diesen einen Tag, um ihre Mission ‘Zwei
Enduros wirbeln Richtung Teheran’ zu erfüllen.
Stellt Euch also vor, Ihr sitzt stundenlang mit einer
kompletten Motorradkluft plus Helm beim gemütlichen Saunaaufguss im Innsola in
Kiefersfelden, so ungefähr fühlte sich dieser Tag an. Das Wachteln mit dem
Handtuch übernahm anstelle des Saunawaschels der Fahrt- und Seitenwind. Jeder
Quadratzentimeter Haut, der vom Wind getroffen wurde, brannte regelrecht,
unbeschreiblich, unvorstellbar! Immer dann, wenn eine heiße Brise den Weg durch
meinen Helm gefunden hat, musste ich während der Fahrt die Augen schließen und
schüttelte mich kurz durch.
Die
Luft so trocken wie unsere Kehlen, egal - es sollte unsere Königsetappe werden
- 500km bis, durch und kurz nach Teheran. Und weil wir eben zwei auserlesene
Holzköpfe sind, wählten wir für Irans Hauptstadt eine angenehme Uhrzeit,
18:00Uhr, Rushhour, schon wieder! Hallo, da sind wir. Was für ein Spaß!
Richtungsangaben in persischer Schrift, Zubringer, Hitze und Verkehr ohne Ende.
Unser einziges Hilfsmittel bestand aus einem... jetzt kommt’s - Kompass (ein
Dank an meinen Cousin Johannes)! Ahnungslos aber zielstrebig, den Kompass fest
im Blick, navigierten wir durch eine 15 Millionen Metropole als ob wir den Infrastrukturplan
Teherans mit Löffeln gefressen hätten. Vermutlich nahmen wir den direktesten
Weg, fuhren keinen Meter zu viel und nach gut zwei Stunden stop and go nahmen
die dreißig Kilometer durch das Schreckgespenst Teheran ein Ende. Mission erfüllt,
Erleichterung und Zufriedenheit machten sich für kurze Zeit breit. Die
Hotelsuche außerhalb der Stadt wurde natürlich noch zur Odyssee und endete in
einer Nachtfahrt. Keine Hotels weit und breit, schließlich fanden wir durch die
unglaubliche Hilfsbereitschaft eines Iraners nach 60km Irrfahrt doch noch eine
Bleibe mit bestem Flair und sensationellem Essen. Was für ein Tag, 13h auf dem
Motorrad mit allen erdenklichen Unannehmlichkeiten plus Happy End. Diese Eindrücke
sind hart erkämpft, bei Benzinpreisen von 23 Cent pro Liter aber regelrecht
geschenkt. (31.07.2014)Welcome to Iran |
Wird momentan wohl nichts mit Skifahren |
What he says? |
Pampa ueberall |
Mohammed und Ahmed |
~50 Grad Celsius |
nach dem Besuch beim Barbier |
Teheran wir kommen |
Milad Tower - Teheran |
Standardprogramm - Erinnerungsfotos mit Gott und der Welt |
der gute alte Moe |
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