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Montag, 4. August 2014

Vorhof zur Hölle, Fegefeuer - TEHERAN!

Weitere fünf Tage im Iran sind vergangen und ich traue mich zu behaupten, es waren die mitunter intensivsten Tage meines Lebens. Physisch absolut am Limit, aber die Eindrücke bleiben unvergesslich. Sie waren geprägt durch körperliche Anstrengung bei gnadenloser Hitze, bedingt durch unmenschliche Hitze, bedingt durch Affenhitze und bedingt durch Nachtfahrten und Megastau (400km Stau, 2 Tage Fahrt im Selbigen) bei gerade noch erträglicher Hitze. Ach ja, selten war es auch einfach nur heiß. Natürlich befinden wir uns zudem in einem Land, in dem das Tragen kurzer Hosen verboten ist, Allah sei Dank! Apropos dämliche Verbote – Neben Facebook, Instagram und co. ist in der islamischen Republik Iran auch öffentliches Tanzen ordnungswidrig! Tja, was soll man dazu sagen - mein Tanzstil ist selbst in Österreich kriminell… Schwiiing!
Wäre nicht die unglaubliche Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft der Iraner, hätten wir wohl auf der Stelle umgedreht. Aber der Reihe nach...
Heiß, heißer, Höllensturm! Der Tag des Zorns war ausgestanden und wir zogen weiter Richtung Südost. Wir wollten uns ursprünglich zuerst nach Shiraz, Yazd und Esfahan (Zentraliran) durchschlagen, bevor wir Teheran zerstören wollten. Aus diesem Plan wurde nichts - die erbarmungslose Hitze zwang uns den Zentraliran auszulassen und unsere abgespeckte Route sollte uns innerhalb von 3 Tagen direkt über Teheran bis ans Kaspische Meer führen. Egal, wir hatten nie einen konkreten Plan - Aufsatteln und weiter geht´s!
Ständig werden wir angehupt und von überall winken uns Menschen. Selbst von den kargen Feldern werden wir aus großer Distanz erspäht und willkommen geheißen. Eine junge Horde aus rund 10 Iranischen Motorrad- und Mopedfahrern eskortierte uns kürzlich wegweisend und voller Stolz durch eine unübersichtliche Kleinstadt, wir werden generell sehr herzlich empfangen. Da fällt einem nach allem, was man in heimischen Medien über dieses Land so hört, ein Stein vom Herzen. Meine Recherchen und sämtliche Reiseblogs vermittelten uns das richtige Bild. Wir bereuen in keinster Weise, dass wir den Grenzübertritt gewagt haben!
Und dann, endlich wieder einmal ein architektonisches Highlight - soeben passierten wir die Kühltürme einer dieser berüchtigten Iranischen Atomanlagen. Damit dürften wir wohl endgültig auf den Satellitenaufnahmen der wichtigsten Geheimdienste dieser Welt erscheinen. Wie so oft in diesen Tagen, höre ich in Gedanken diese eine besorgte Frage, die nicht nur unsere Freunde in der Heimat, sondern vor allem unsere Mütter beschäftigt: Wo geh’n de Buam nur um? Eine klassische blaue Autobahn-Orientierungstafel beantwortet in weißer Schrift die Frage aller Fragen: Mossul 402km, Teheran 605km, Bagdad 641km. Und wer es ganz genau wissen will – wir sind im kleinen Atomnest Bonab und Greenpeace ist es nicht! Bei einem Iranischen Greißler und einer Cola war es wieder einmal an der Zeit für eine Herausforderung der besonderen Art.  Wir wollten hier das persische Wort für ‚heiß’ erfragen (Persisch = Farsi). Das genaue Protokoll dieses mühsamen Vorhabens erspare ich Euch, aber die Quintessenz sollte die nächsten Tage prägen. Nach minutenlanger Ahnungslosigkeit unseres Gesprächspartners verlief das Gesprächsende jedenfalls so:

Wir: ’English hot, Iran … ? ’
Iraner:’Iran veeeery hot!’      

Das persische Wort für ‚hot’ ist also ‚very hot’ – wir mussten uns vor lauter Lachen bemühen, unsere Unterhosen trocken zu halten. Auch wenn es nicht die Antwort war, die wir suchten, er hatte dennoch recht.
Mein am Lenker fixiertes Thermometer zeigte tagelang permanent 52 Grad Celsius an - bedeutet: Nadel am Anschlag, Maximalanzeige, nichts geht mehr. Es war also noch heißer. Durch den von den extremen Temperaturen zusätzlich aufgeheizten Asphalt, bewegten wir uns auf den Straßen Irans somit bei vorsichtig geschätzten 60 Grad auf Helmhöhe – mit Motorradkluft und ohne Übertreibung. Unseren Wasserflaschen fehlten nur noch Teebeutel für perfekt temperierte Chays, ich schwöre!
Was für ein Kraftakt, 400km an diesem Tag, bei diesen Bedingungen, im gefährlichsten Verkehr der Welt! Wir fuhren über Stock und Stein, durch unbeschreibliche Sandwüsten, bissen aggressiv durch abartigsten Stadtverkehr und wurden in den Bergen auf über 2000 Höhenmetern mit unserem ersten Iranischen Schlafplatz im Freien von der Hitze erlöst. Umringt von den Gipfeln des Elburs-Gebirges und von Iranischen Schafherden resümierten wir diesen Tag bei einem von unserem Benzinkocher zubereiteten Linseneintopf. Wir waren so richtig kaputt. Klimatisch geht es wohl kaum schlimmer… dachten wir! Diese Etappe trägt aber nur den Namen ‘Vorhof zur Hölle’.
Am nächsten Tag sollte uns das wahre Fegefeuer erwarten. Es war, unvorstellbar aber doch, noch heißer. Ausgerechnet an unserem D-Day, der Fahrt zum Schnittpunkt der Achse des Bösen, Teheran. Es sollte der bis dahin heißeste Tag des Jahres im heißesten Sommer seit Ewigkeiten werden. In der Iranischen Hauptstadt wurden laut Nachrichten 48 Grad Celsius im Schatten (!) gemessen und zwei Tiroler Holzköpfe wählten genau diesen einen Tag, um ihre Mission ‘Zwei Enduros wirbeln Richtung Teheran’ zu erfüllen.
Stellt Euch also vor, Ihr sitzt stundenlang mit einer kompletten Motorradkluft plus Helm beim gemütlichen Saunaaufguss im Innsola in Kiefersfelden, so ungefähr fühlte sich dieser Tag an. Das Wachteln mit dem Handtuch übernahm anstelle des Saunawaschels der Fahrt- und Seitenwind. Jeder Quadratzentimeter Haut, der vom Wind getroffen wurde, brannte regelrecht, unbeschreiblich, unvorstellbar! Immer dann, wenn eine heiße Brise den Weg durch meinen Helm gefunden hat, musste ich während der Fahrt die Augen schließen und schüttelte mich kurz durch.
Die Luft so trocken wie unsere Kehlen, egal - es sollte unsere Königsetappe werden - 500km bis, durch und kurz nach Teheran. Und weil wir eben zwei auserlesene Holzköpfe sind, wählten wir für Irans Hauptstadt eine angenehme Uhrzeit, 18:00Uhr, Rushhour, schon wieder! Hallo, da sind wir. Was für ein Spaß! Richtungsangaben in persischer Schrift, Zubringer, Hitze und Verkehr ohne Ende. Unser einziges Hilfsmittel bestand aus einem... jetzt kommt’s - Kompass (ein Dank an meinen Cousin Johannes)! Ahnungslos aber zielstrebig, den Kompass fest im Blick, navigierten wir durch eine 15 Millionen Metropole als ob wir den Infrastrukturplan Teherans mit Löffeln gefressen hätten. Vermutlich nahmen wir den direktesten Weg, fuhren keinen Meter zu viel und nach gut zwei Stunden stop and go nahmen die dreißig Kilometer durch das Schreckgespenst Teheran ein Ende. Mission erfüllt, Erleichterung und Zufriedenheit machten sich für kurze Zeit breit. Die Hotelsuche außerhalb der Stadt wurde natürlich noch zur Odyssee und endete in einer Nachtfahrt. Keine Hotels weit und breit, schließlich fanden wir durch die unglaubliche Hilfsbereitschaft eines Iraners nach 60km Irrfahrt doch noch eine Bleibe mit bestem Flair und sensationellem Essen. Was für ein Tag, 13h auf dem Motorrad mit allen erdenklichen Unannehmlichkeiten plus Happy End. Diese Eindrücke sind hart erkämpft, bei Benzinpreisen von 23 Cent pro Liter aber regelrecht geschenkt. (31.07.2014)

Welcome to Iran


Wird momentan wohl nichts mit Skifahren

What he says?

Pampa ueberall

Mohammed und Ahmed

~50 Grad Celsius

nach dem Besuch beim Barbier

Teheran wir kommen

Milad Tower - Teheran

Standardprogramm - Erinnerungsfotos mit Gott und der Welt

der gute alte Moe


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