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Montag, 4. August 2014

Im Ramadan ist die Nase dran, Megastau und pure Gastfreundschaft!

Mit dem Tag des Zorns, der Hitzewelle und der Rushhour in Teheran haben wir bis jetzt stets bestes Timing bewiesen. Ausserordentlich zielstrebig manoevrierten wir uns ins naechste Dilemma - Nachdem wir am 27.07.2014 Teheran durchquerten, wollten wir zum Kaspischen Meer aufbrechen, verdammt schlechte Idee! Natuerlich erwischten wir punktgenau den Start der tagelangen Feierlichkeiten zum Ende des Fastenmonats Ramadan und mit uns machte sich halb Teheran auf den selben Weg - denn das Kaspische Meer ist das touristische Naherholungsgebiet der 15 Millionen Teheranis. 2 Tage quaelten wir uns durch hunderte Kilometer Megastau, made in Iran. Mit Koffern am Motorrad eine unglaublich muehsame Aufgabe, wir sind hinten immerhin fast so breit wie ein iranischer Kleinwagen. Mal quetschten wir uns durch die Megakolonne, mal benutzten wir Gehsteige oder fuhren im Schotter neben dem Bankett. Stop an go hier, nichts geht mehr da, die Hitze nervt, oh ja! Ich hasse das Kaspische Meer bis an mein Lebensende, das ist gewiss.

Eine Sache jedoch verwandelt auch diese anstrengenden Tage in unvergesslich positive Erinnerungen. Es ist fuer uns mittlerweile DIE Hauptattraktion in diesem Land - ich spreche von der unangefochten, einzigartigen Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Iraner, die sie vorallem uns exotischen Motorradfahrern entgegenbringen. Egal wo wir uns befinden: an Tankstellen, bei Zigarettenpausen, mitten im toedlichen Verkehr oder vorallem jetzt im Stau - fast minuetlich wurden wir in den letzten Tagen Willkommen geheissen. Ununterbrochen wird man angehupt, ein Fahrer winkt - wir winken zurueck - und schon winkt die gesamte 8 koepfige Besatzung, kurbelt die Fenster herunter und ein herzliches 'Welcome to Iran' oder 'Thank you' wird mit 16 hocherhobenen Daumen durch die Fenster eines Kleinwagens geschrien. Und in den strahlenden Gesichtern der Menschen sieht man, dass dies auch von ganzem Herzen kommt. Egal ob alt oder jung, uralt oder blutjung, egal ob Maennlein oder Weiblein, wir haben dies in den letzten Tagen bereits zighundertfach erlebt, ich betone zighundertfach!
Staendlig erklaeren wir, dass wir aus 'Otrish' kommen, wohin wir noch fahren wollen und regelmaessig werden wir mit Obst und Suessigkeiten beschenkt. Wir sind doch nur 2 simple Motorradfahrer, dreckig, verschwitzt und ko, aber in den Augen der Iraner sind wir offensichtlich etwas ganz Besonderes. Es ist teilweise schon sehr ergreifend.
Ganz herzlich moechte ich mich bei den beiden Bruedern Mohammed und Ahmed bedanken, die uns in der aergsten Hitze unverzueglich zu sich zum Essen eingeladen haben, oder bei Nema, der uns 1h lang vorfuhr um ein Hotel zu finden, dessen Eltern am naechsten Tag, extra fuer uns, gross aufgetischt haben. Unvergessen bleibt auch der gute alte Moe, bei dem wir zuhause duschen durften und der und generell einen sensationellen Abend bescherte. Gerade eben nahm sich Mohammed ueber eine Stunde Zeit, um eine Bleibe fuer uns zu finden.
Wildfremde Menschen, hilfsbereit wie nirgends sonst. Es ist schwer in Worte zu fassen, welche Eindruecke uns hier nach nichteinmal 10 Tagen, wohl fuer immer bleibend, vermittelt wurden. Danke Iran! Die Achse des Boesen ist ueberall zu finden, nur nicht in diesem Land, merkt Euch das!

Derzeit befinden wir uns im rappelvollen Bergnest Masoleh, die Ramadanfeierlichkeiten trieben uns natuerlich mit dem Strom tausender iranischer Touristen hierher (Stichwort: Timing). Umringt von bis zu 30 Leuten sind wir auch hier die Attraktion mit unseren Motorraedern. Gerade eben hoerte ich den schoensten Satz, den je eine iranische Frau zu mir gesagt hat:'I love... your motorcycle'. And so do I mam! Wir entziehen uns der extremen Hitze und schon bald wirbeln wir weiter Richtung Kaukasus.

Besondere Vorkommisse:
  • zum Abschied bei Nemas Eltern musste ich eine ausserordentliche Showeinlage hinlegen - ich flog samt Motorrad in den Schotter, in einem Wort: peinlich! Seitdem trage ich das Koffersystem 'Delaware - na wenn da keine Delle waer'
  • Im Malek Hotel in Challus arbeitet uebrigens die schoenste Frau der Welt
  • Im Ramadan lassen sich die Iraner offensichtlich gerne die Nase operieren, auffalend viele Menschen praesentieren stolz ihr Pflaster auf der abheilenden Ruebe. Fasten und eine neuer Zinken - der Trend schlechthin!
PS: wie wir in Masoleh schlussendlich doch noch einen Schlafplatz ergatterten, findet ihr auf www.andal.wobistdujetzt.com

Koffersystem Delaware

Schlafplatz im Iran

Irgend ein Megapass

2 Tage lang das gleiche Bild

Masoleh

endlich Millionaer

Shops an jeder Ecke, aber was zum Teufel verkaufen die?

Auch wir geniessen ab und zu die Reise

Vorhof zur Hölle, Fegefeuer - TEHERAN!

Weitere fünf Tage im Iran sind vergangen und ich traue mich zu behaupten, es waren die mitunter intensivsten Tage meines Lebens. Physisch absolut am Limit, aber die Eindrücke bleiben unvergesslich. Sie waren geprägt durch körperliche Anstrengung bei gnadenloser Hitze, bedingt durch unmenschliche Hitze, bedingt durch Affenhitze und bedingt durch Nachtfahrten und Megastau (400km Stau, 2 Tage Fahrt im Selbigen) bei gerade noch erträglicher Hitze. Ach ja, selten war es auch einfach nur heiß. Natürlich befinden wir uns zudem in einem Land, in dem das Tragen kurzer Hosen verboten ist, Allah sei Dank! Apropos dämliche Verbote – Neben Facebook, Instagram und co. ist in der islamischen Republik Iran auch öffentliches Tanzen ordnungswidrig! Tja, was soll man dazu sagen - mein Tanzstil ist selbst in Österreich kriminell… Schwiiing!
Wäre nicht die unglaubliche Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft der Iraner, hätten wir wohl auf der Stelle umgedreht. Aber der Reihe nach...
Heiß, heißer, Höllensturm! Der Tag des Zorns war ausgestanden und wir zogen weiter Richtung Südost. Wir wollten uns ursprünglich zuerst nach Shiraz, Yazd und Esfahan (Zentraliran) durchschlagen, bevor wir Teheran zerstören wollten. Aus diesem Plan wurde nichts - die erbarmungslose Hitze zwang uns den Zentraliran auszulassen und unsere abgespeckte Route sollte uns innerhalb von 3 Tagen direkt über Teheran bis ans Kaspische Meer führen. Egal, wir hatten nie einen konkreten Plan - Aufsatteln und weiter geht´s!
Ständig werden wir angehupt und von überall winken uns Menschen. Selbst von den kargen Feldern werden wir aus großer Distanz erspäht und willkommen geheißen. Eine junge Horde aus rund 10 Iranischen Motorrad- und Mopedfahrern eskortierte uns kürzlich wegweisend und voller Stolz durch eine unübersichtliche Kleinstadt, wir werden generell sehr herzlich empfangen. Da fällt einem nach allem, was man in heimischen Medien über dieses Land so hört, ein Stein vom Herzen. Meine Recherchen und sämtliche Reiseblogs vermittelten uns das richtige Bild. Wir bereuen in keinster Weise, dass wir den Grenzübertritt gewagt haben!
Und dann, endlich wieder einmal ein architektonisches Highlight - soeben passierten wir die Kühltürme einer dieser berüchtigten Iranischen Atomanlagen. Damit dürften wir wohl endgültig auf den Satellitenaufnahmen der wichtigsten Geheimdienste dieser Welt erscheinen. Wie so oft in diesen Tagen, höre ich in Gedanken diese eine besorgte Frage, die nicht nur unsere Freunde in der Heimat, sondern vor allem unsere Mütter beschäftigt: Wo geh’n de Buam nur um? Eine klassische blaue Autobahn-Orientierungstafel beantwortet in weißer Schrift die Frage aller Fragen: Mossul 402km, Teheran 605km, Bagdad 641km. Und wer es ganz genau wissen will – wir sind im kleinen Atomnest Bonab und Greenpeace ist es nicht! Bei einem Iranischen Greißler und einer Cola war es wieder einmal an der Zeit für eine Herausforderung der besonderen Art.  Wir wollten hier das persische Wort für ‚heiß’ erfragen (Persisch = Farsi). Das genaue Protokoll dieses mühsamen Vorhabens erspare ich Euch, aber die Quintessenz sollte die nächsten Tage prägen. Nach minutenlanger Ahnungslosigkeit unseres Gesprächspartners verlief das Gesprächsende jedenfalls so:

Wir: ’English hot, Iran … ? ’
Iraner:’Iran veeeery hot!’      

Das persische Wort für ‚hot’ ist also ‚very hot’ – wir mussten uns vor lauter Lachen bemühen, unsere Unterhosen trocken zu halten. Auch wenn es nicht die Antwort war, die wir suchten, er hatte dennoch recht.
Mein am Lenker fixiertes Thermometer zeigte tagelang permanent 52 Grad Celsius an - bedeutet: Nadel am Anschlag, Maximalanzeige, nichts geht mehr. Es war also noch heißer. Durch den von den extremen Temperaturen zusätzlich aufgeheizten Asphalt, bewegten wir uns auf den Straßen Irans somit bei vorsichtig geschätzten 60 Grad auf Helmhöhe – mit Motorradkluft und ohne Übertreibung. Unseren Wasserflaschen fehlten nur noch Teebeutel für perfekt temperierte Chays, ich schwöre!
Was für ein Kraftakt, 400km an diesem Tag, bei diesen Bedingungen, im gefährlichsten Verkehr der Welt! Wir fuhren über Stock und Stein, durch unbeschreibliche Sandwüsten, bissen aggressiv durch abartigsten Stadtverkehr und wurden in den Bergen auf über 2000 Höhenmetern mit unserem ersten Iranischen Schlafplatz im Freien von der Hitze erlöst. Umringt von den Gipfeln des Elburs-Gebirges und von Iranischen Schafherden resümierten wir diesen Tag bei einem von unserem Benzinkocher zubereiteten Linseneintopf. Wir waren so richtig kaputt. Klimatisch geht es wohl kaum schlimmer… dachten wir! Diese Etappe trägt aber nur den Namen ‘Vorhof zur Hölle’.
Am nächsten Tag sollte uns das wahre Fegefeuer erwarten. Es war, unvorstellbar aber doch, noch heißer. Ausgerechnet an unserem D-Day, der Fahrt zum Schnittpunkt der Achse des Bösen, Teheran. Es sollte der bis dahin heißeste Tag des Jahres im heißesten Sommer seit Ewigkeiten werden. In der Iranischen Hauptstadt wurden laut Nachrichten 48 Grad Celsius im Schatten (!) gemessen und zwei Tiroler Holzköpfe wählten genau diesen einen Tag, um ihre Mission ‘Zwei Enduros wirbeln Richtung Teheran’ zu erfüllen.
Stellt Euch also vor, Ihr sitzt stundenlang mit einer kompletten Motorradkluft plus Helm beim gemütlichen Saunaaufguss im Innsola in Kiefersfelden, so ungefähr fühlte sich dieser Tag an. Das Wachteln mit dem Handtuch übernahm anstelle des Saunawaschels der Fahrt- und Seitenwind. Jeder Quadratzentimeter Haut, der vom Wind getroffen wurde, brannte regelrecht, unbeschreiblich, unvorstellbar! Immer dann, wenn eine heiße Brise den Weg durch meinen Helm gefunden hat, musste ich während der Fahrt die Augen schließen und schüttelte mich kurz durch.
Die Luft so trocken wie unsere Kehlen, egal - es sollte unsere Königsetappe werden - 500km bis, durch und kurz nach Teheran. Und weil wir eben zwei auserlesene Holzköpfe sind, wählten wir für Irans Hauptstadt eine angenehme Uhrzeit, 18:00Uhr, Rushhour, schon wieder! Hallo, da sind wir. Was für ein Spaß! Richtungsangaben in persischer Schrift, Zubringer, Hitze und Verkehr ohne Ende. Unser einziges Hilfsmittel bestand aus einem... jetzt kommt’s - Kompass (ein Dank an meinen Cousin Johannes)! Ahnungslos aber zielstrebig, den Kompass fest im Blick, navigierten wir durch eine 15 Millionen Metropole als ob wir den Infrastrukturplan Teherans mit Löffeln gefressen hätten. Vermutlich nahmen wir den direktesten Weg, fuhren keinen Meter zu viel und nach gut zwei Stunden stop and go nahmen die dreißig Kilometer durch das Schreckgespenst Teheran ein Ende. Mission erfüllt, Erleichterung und Zufriedenheit machten sich für kurze Zeit breit. Die Hotelsuche außerhalb der Stadt wurde natürlich noch zur Odyssee und endete in einer Nachtfahrt. Keine Hotels weit und breit, schließlich fanden wir durch die unglaubliche Hilfsbereitschaft eines Iraners nach 60km Irrfahrt doch noch eine Bleibe mit bestem Flair und sensationellem Essen. Was für ein Tag, 13h auf dem Motorrad mit allen erdenklichen Unannehmlichkeiten plus Happy End. Diese Eindrücke sind hart erkämpft, bei Benzinpreisen von 23 Cent pro Liter aber regelrecht geschenkt. (31.07.2014)

Welcome to Iran


Wird momentan wohl nichts mit Skifahren

What he says?

Pampa ueberall

Mohammed und Ahmed

~50 Grad Celsius

nach dem Besuch beim Barbier

Teheran wir kommen

Milad Tower - Teheran

Standardprogramm - Erinnerungsfotos mit Gott und der Welt

der gute alte Moe


Tabriz und der liebe Tag des Zorns

Der nervöse Blick in den Rückspiegel erübrigte sich bald, schnell realisierten wir, dass unser verwegener Grenzübertritt nicht in einer Verfolgungsjagd endete. Dies wäre denkbar schlecht gewesen, immerhin fuhr Andal mit dem allerletzten Tropfen Benzin über die Grenze. Unser erster Stopp im Iran führte uns somit logischerweise zu einer grenznahen Tankstelle, oder was auch immer das sein sollte, denn die Zapfsäulen waren versteckt und hinter Gittern. Trotzdem wurde uns der langersehnte, islamische Zapfhahn gereicht und endlich vollgetankt. Glücklicherweise nahm der Tankwart auch Devisen an, so günstig hatte ich noch nie in meinem Leben vollgetankt.
Immer noch fuhren wir also ohne Rial durch die Gegend, ein Zwangsstopp an einem freundlich gesinnten Militärcheckpoint ließ sich nicht vermeiden. Das größte Interesse galt aber nicht unseren Papieren, sondern unseren Motorrädern und vor allem unseren Helmen, die prompt von den Soldaten aufgesetzt wurden.
Ein paar Kilometer weiter passierten wir schon wieder Militär. Diesmal war es gleich eine halbe Kompanie, die gerade das äußerst karge Gelände durchkämmte. Andal stand während der Fahrt auf, salutierte vorbildlich mit der linken Hand und schon salutierten und winkten rund 50 vollbärtige Gestalten in Uniform retour. Selbst ein MG-Schütze, der von einem Fahrzeug aus seine Kameraden sicherte, erwies uns die Ehre. Sofort wussten wir – so wirklich bedrohlich scheint es hier im Iran nicht zu sein. Das einzige, was in diesem Land eine ernsthafte Gefahr darstellen wird, ist der Verkehr – wenn Du als durchaus flotter Motorradfahrer in einer engen, kurvigen Schlucht wie aus dem Nichts von einem Iranischen LKW überholt, ja regelrecht überrannt wirst, weißt du sofort, wie hier der Hase läuft.
In Momenten wie diesen denke ich ständig an eine ‚Empfehlung’ des Österreichischen Konsulats in Teheran, mit dem ich vor der Reise wegen irgendwelchen wichtigen Fragen zur Einreise Kontakt aufnahm: Tatsächlich wurde keine einzige meiner Fragen beantwortet. Ich bekam nur zu hören ob wir verrückt sind, ob wir wissen, dass hier rund 30.000 Verkehrstote pro Jahr gezählt werden und dass wir uns dessen bewusst sein müssen, dass Anarchie auf den Straßen herrsche. Der Iranische Verkehr hätte schließlich nichts mit dem zu tun, was man in Europa gewöhnt ist, wurde mir mitgeteilt. Beendet wurde der Schriftverkehr mit folgendem Satz: ‚Also nochmals, wir raten von einer selbstständigen Einreise mit dem Motorrad dringend ab, dies ist übrigens die Meinung all unserer Mitarbeiter des Konsulats’. Möglich, dass sie recht hatten…
Am frühen Abend erreichten wir Tabriz - Rushhour in einer Iranischen Millionenstadt. Noch nie musste ich mich durch einen derart abartigen und gefährlichen Verkehr quälen, die Iraner fahren wirklich kriminell und rücksichtslos, so richtig durchgepeitscht. Die Straßen übervoll, Regeln keine, Gefahr von allen Seiten, die Geschwindigkeit maximal, Abstandhalten - was ist das? Man kann sich die Gefahr in etwa so vorstellen: egal auf welcher Straße man sich befindet, ständig hat man das Gefühl, 30 Fahrzeuge kommen sternförmig von allen Seiten auf einen zu, und das ohne Rücksicht auf Verluste. Während wir hier ohne Navi und co. die Verkehrs-Challenge unseres Lebens bestreiten, scheinen die Iraner nicht im Geringsten gestresst zu sein. Diese gefühlte Bedrohung muss man erst einmal gewöhnt werden! Und das bei dieser Affenhitze – gemütliche 45°C.
Gut zwei Stunden dauerte unser Martyrium, genannt: Hotelsuche! Mehrmals durchstreiften wir für dieses Vorhaben die gesamte iranische Metropole. Zuerst auf gut Glück, dann versuchten wir uns durchzufragen, keine Chance! Fix und fertig fanden wir zwei Burschen, die uns auf einem Moped den Weg durch dieses iranische Labyrinth, bestehend aus einer Million Fahrzeugen und gleich vielen Gassen, zeigten. Leider führten sie uns zum teuersten Hotel (5 Sterne plus) am Stadtrand. Der Klassiker, nichts für uns, die negative Folgeerscheinung: noch eine Stadtrundfahrt – bei dieser Hitze, bei diesem Verkehr, Mensch Meier! Der Herr Oberhofer verlor schön langsam die Nerven und fluchte wie wild, ähnlich wie damals in Neu Delhi, als er einem Sikh-Taxifahrer aus dem Nichts den Anschiss seines Lebens verpasste (unvergesslich). Herumstehende Iranische Studenten beobachteten Andal’s Tobsuchtsanfall, verstanden schließlich, was wir suchten und organisierten ein Taxi mit genauer Wegbeschreibung. Schweiß lass nach, noch einmal quer durch die gigantische Stadt. Wir waren wirklich am Ende, was für eine Herausforderung. Fündig wurden wir letztendlich an der einprägsamen Ecke Ferdosi / Imam Khomeini Street, was für ein Glück, dachten wir…
Klopf, klopf, Polizei - was zur Hölle? Um 06:00Uhr hieß es Tagwache. In aller Früh verlangte die iranische Exekutive das Umparken unserer Motorräder. Überall standen Posten und Militärs, die Straßen wurden gereinigt und herausgeputzt. Was zum Geier ist hier nur los?
Die einfache Antwort: TAG DES ZORNS!!! Klasse! Tag zwei im Iran und schon ein erstes, richtig derbes Highlight. Natürlich erwischten wir mit unserem Hotel zufällig den Dreh- und Angelpunkt der alljährlichen Hasstiraden gegen Israel und gegen die USA. Auf die Frage, was hier eigentlich genau los ist, antwortete uns ein Deutsch sprechender Iraner: ‘Ach, die tun nur ein bissl schimpfen.’ Ein bisschen schimpfen?! Ganz so harmlos fühlte sich dieser Tag allerdings nicht an. Zehntausende Menschen liefen stundenlang Fahnen schwenkend und lauthals schreiend die Imam Khomeini Street entlang, anti-USA- und antisemitische Banner vor der Nase tragend (natürlich haben wir uns Exemplare gesichert). Eine Gruppe junger Frauen im schwarzen Chador und mit Schärpen der grünen Revolution behangen, schleifte den Davidsstern mit lautem Gebrüll am Boden hinter sich her. Dutzende Lautsprecher auf den Straßen, Laternenmasten und Pritschenwagen der Demonstrierenden beschallten uns den halben Tag mit feinsten Klängen des iranischen Hasstiraden-Repertoires. Hunderte Transporter und Kleinlaster, bestückt mit überdimensionierten Bildern der geistlichen Führung sowie etlichen iranischen Hoheitszeichen und Fahnen der Revolution, scharrten den ganzen Tag, allein an unseren Straßenzug, Tausende Menschen herbei. Militär-Helikopter umkreisten das kuriose Treiben und die allgemeine Stimmung in diesem riesigen Gewusel würde ich zwar nicht als gefährlich, aber zumindest als aufgeheizt bezeichnen. Wir befanden es für besser, so unauffällig wie nur irgend möglich zu agieren.

Falls sich manche von Euch fragen, wo wir wohl gerade umgehen – wir fragen es uns auch. Ihr kennt diese Bilder 1:1 aus dem Fernsehen, wir waren natürlich exklusiv dabei und mittendrin. Wir schlenderten eine gute Stunde durch die aufgebrachte Menge, aßen trotz Ramadan und beschriebenem Trubel eine Kleinigkeit auf offenem Demonstrationspfad, ehe der Spuk im Laufe des Tages schön langsam ein Ende nahm. Eine Veranstaltung, auf die ich gerne verzichtet hätte. Aber immer mit der Ruhe, uns gegenüber verhielten sich alle friedlich und zivilisiert, aufgeschlossen und neugierig. Eigentlich ein äußerst nettes Völkchen, eigenartig... (25.07.2014)

versteckter Schnappschuß auf einer Seitenstraße (Foto: Andal der Mutige)




Verwegener Grenzübertritt - Iran

Wieder einmal begann der Tag mit klassischer Wegsuche und zweimaligem Verfahren. Wir beschlossen zudem, uns auf den letzten hundert Kilometern bis zum winzigen Grenzübergang Kapiköy-Razi mit Benzin, Motoröl, Wasser und Zigaretten einzudecken. Wir hatten schließlich keine Ahnung von dem, was uns hinter der Grenze im Iran erwarten sollte. Die Idee war sicher nobelpreisverdächtig, leider aber hatten diese 100 Kilometer, außer einer atemberaubenden Landschaft, nichts von dem zu bieten, was wir suchten. So erreichte Andal, die in einem engen Tal liegende Grenze unentspannt mit dem letzten Liter Treibstoff - bei mir sah die Situation aufgrund des akuten Nikotinentzuges unwesentlich besser aus.
Eines Vorweg: den Grenzübergang Kapiköy-Razi können wir für Touristen mit eigenem Kfz definitiv empfehlen. Man wird auf türkischer Seite rasch von einem Büro zum nächsten durchgewunken und bekommt am Schlagbaum Pole Position. Auf iranischer Seite lauern allerdings dutzende, gierige, inoffizielle 'Helfer', die für Jedermann die Pass- und Zoll-Formalitäten erledigen wollen. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass dies am Ende nur gegen Bares geschieht. Entweder nimmt man etliche Schikanen in Kauf und schlägt sich mit seinen Papieren mühsam selber durch (die Zollbeamten verdienen hier schließlich selber gerne mit) oder man beschäftigt einen dieser zweifelhaften Dienstleister und stellt sich automatisch auf eine knallharte Verhandlung ein, die ich nur furchtlosen, geduldigen und vor allem Indien erprobten Reisenden ohne Gewissen empfehlen möchte. Ansonsten wird es teuer! Immerhin wird man am Ende der Prozedur seine abgestempelten Zolldokumente und seinen Reisepass freikaufen müssen.
Eine richtig faire Variante gibt es an solchen Grenzen nicht und ich entschied mich doch tatsächlich für Variante zwei. Aufgrund der filmreifen, chaotischen Zustände, übergaben wir einem unsympathischen Grenzschakal mit dämlicher Frisur (rötlich gefärbte Stirntolle) unsere Dokumente. Leider leistete sich der Kerl gleich zu Beginn einen folgenschweren Fehler: Er streichelte sich vor seinen Schakal-Freunden selbstgefällig grinsend über seinen Bauch, im Sinne von: heute gibt es ein von dummen Touristen gesponsortes Festmahl. Unverzüglich machte ich ihm klar, dass er sich mit mir den Falschen ausgesucht hatte und dass er von mir keinen Cent erwarten sollte. Ich ließ ihn trotzdem loslegen, wenn er denn unbedingt wollte…
So konnten wir zumindest das lustige Grenztreiben einigermaßen stressfrei beobachten - überall wachteln Menschen mit irgendwelchen Dokumenten, laufen aufgeschreckt hin und her, Geschrei hier, Streitereien da und ständig fliegen große, schwarze Säcke über den 3m hohen Maschendraht-Grenzzaun. Zusätzlich werden am türkischen Hochposten MG-Salven abgefeuert und ein iranischer Grenzgänger begrüßte uns freundlichst mit 'Heil Hitler'. Na das kann ja heiter werden!
Auch wenn sich hier schon leicht tumultartige Szenen abspielten, scheint es so, als ob wir die einzigen Personen sind, denen ein Grenzübertritt überhaupt ermöglicht wurde. So lange wir hier unsere Füße vertreten mussten, kam trotz Geschrei und Gewusel kein einziges Fahrzeug bzw. kein einziger Mensch über die Grenze. Weder von der türkischen Seite, noch von der Iranischen. Dutzende Menschen klammerten sich frustiert an den Grenzzaun und warteten auf noch schöneres Wetter, was für ein erbärmliches Bild.

Immerhin, nach gut 1 ½ Stunden war für uns wohl alles erledigt. Ich drängelte mich vor einen Büro-Container, schottete unseren „Helfer“ energisch ab und schon hielt ich unsere abgestempelten Zollpapiere in meinen Händen. Damit erntete ich den ersten bösen Blick von Freundchen Zaubertolle, der uns nun endgültig über die Grenze beorderte. Hier sollten wir Rial zu leicht unverschämten Kursen wechseln – aber nicht mit uns, dann reisen wir eben gänzlich ohne iranische Knete ein, Hauptsache unser hungriger Liebling kann nicht mitverdienen, es geht hier schließlich um das Prinzip! Schon durchstreifte mich böser Blick Nummer zwei, aber leider fehlten zum finalen Einreiseglück immer noch unsere Pässe. Die waren offensichtlich noch im Besitz des Schakals, der auf Passanfragen schlagartig an einer seltenen Form von akuter Blitzdemenz litt, klarer Fall – es wird Zeit für das Geschäftliche. Leider rechnete der Bursche nicht damit, dass er mit uns zwei höchst aufmerksame, einigermaßen intelligente und vor allem durch etliche Asienreisen geprägte, unerschrockene Reisende vor sich hatte. Ich sah unsere Reisepässe schon längst aus seiner Gesäßtasche blitzen und hatte spontan den, aus Großstädten bekannten, Rumänischen Plan: Ich zählte bis drei, gab dem Typen einen leichten Rempler von der Seite und Andal schnappte sich mit einem beherzten Griff an seinen Hintern unsere Ausweise. Kuckst du, und das schon wieder ziemlich blöd! Andal drückte ihm in der allgemeinen Verwirrung noch ganze 5 Euro in die Hand, ich keinen Cent (gesagt, getan!) und wir starteten unsere Motorräder. Vor versammelter Schakalmeute versuchte er mich noch festzuhalten, stellte sich in den Weg und packte mich am linken Arm - drauf geschissen, ich gab Vollgas, riss mich los und wir tauchten endgültig in die islamische Republik Iran ein. Das Abenteuer Persien beginnt somit vorerst ohne Benzin, ohne Geld, aber dafür mit jeder Menge Ärgernis! Ein durchaus verwegener Start, wie wir finden. (25.07.2014)

Infos zur Einreise
Grenzuebergang: Kapikoey-Razi
benoetigte Dokumente: Pass, Zulassung, gruene Versicherungskarte (auf tuerkischer Seite); Pass, Carnet de Passages auf iranischer Seite
nicht benoetigt: internationaler Fuehrerschein, internationale Zulassung, keine Versicherungen, keine Tankkarte, keine iranische Nummerntafel (danach wurde nie gefragt)
Sonstiges: Carnet-Stempel waren ratzfatz drin, ein Typ hat sich 3 Sekunden die Motorraeder angesehen, interessierte sich fuer keinerlei Daten und wollte wissen, welche Marken dies seien... An der Grenze ist wirklich alles scheissegal! :)

Windschlacht von Elbistan und Triumph in Kurdistan

Da wir nach fuenf Tagen in Kappadokien in Gefahr liefen, am gemuetlichen Campingplatz mit Pool Wurzeln zu schlagen, musste unsere Reise weitergehen. Das Ziel unserer kleinen Motorradexkursion ist immer noch Teheran, die Achse des Boesen und so liessen wir die an den westlichen Tourismus perfekt angepassten tuerkischen Gebiete endgueltig hinter uns.
Unsere naechste Etappe sollte uns auf den 550km entfernten Goetterberg Nemrut Dagi fuehren - und die Goetter forderten uns heraus: Der Tag begann mit einem Totalausfall unseres GPS-Systems (nach dem Weg fragen). Die Tuerken scheinen geographische Genies zu sein, die nicht einmal mit der unmittelbarsten Umgebung vertraut sind. Fragt man 2 Personen nach dem Nachbarort, wird die eine vollkommen ueberzeugt nach rechts deuten, die andere nach links. Danach beginnen sie untereinander zu diskutieren bis man mit einem ahnungslosen Schulterzucken verabschiedet wird. Nachdem wir alle Himmelsrichtungen abgegrast haben, fanden wir schlussendlich doch noch den Weg und warteten auf Pruefung Nr. 2. Im Gegensatz zu Pruefung Nummer 1 erwartete uns eine wahrhaft schwere Aufgabe von epischem Ausmasse - sie wird unter dem Namen 'Windschlacht von Elbistan' in die Geschichtsbuecher eingehgen. Kaum haben wir den ersten Pass des Tages erklommen, schon spuerten wir den Hauch der Goetter - stundenlanger boeiger Seitenwind wurde zu einem kraefteraubenden Gegner. Obwohl der Weg nach Elbistan meist gerade verlaeuft, stemmt man sich vehement gegen den Wind, faehrt Kurvenlagen wie in Suedtirol, nur um nicht von der Strasse gefegt zu werden. Die unregelmaessigen, heftigen Boeen verlangen 100-prozentige Konzentration, ansonsten findet man sich auf der zweiten Fahrspur oder am Pannenstreifen wieder. Dringt man in den Windschatten eines LKWs oder eines anderen Hindernisses ein, bietet dieser keine Entspannung - man muss sich Sekunden spaeter, beim Verlassen des Windschattens, auf einen wahren Donnerschlag vorbereiten. Den Koerper angespannt und das Kinn hinter dem Windschild auf der Tachoanzeige bieten eine gewisse Abwehr. Zusaetzlich muss man sich auf ploetzliche Einschlaege der Windfracht vorbereiten, denn staendig weht es einem Gestruepp, Sand und Plastikfolien um die Ohren.
Stunden spaeter war auch diese Pruefung absolviert und wir wurden freundlichst in Kurdistan empfangen. Es fuehlte sich tatsaechlich wie ein kleiner Triumphzug an. Noch nie wurde so viel, so begeistert, fast schon frenetisch gewunken und gehupt. Manchmal hatte man Angst, dass Autofahrer durch uebertriebenes Winken aus ihren Fenstern kugeln. Glueck gehabt, nichts passiert und es wurde wieder einmal Zeit fuer eine kurze Suche nach einem Schlafplatz im Freien, am Fusse des Nemrut. Schon wieder starker Wind, ein Regenguss puenktlich zum Sonnenaufgang, 5:30Uhr, Zelt aufbauen, verdammt!
Nach einem morgendlichen Gipfelsieg am Nemrut ging die Fahrt weiter ins tiefste Kurdistan. Ueber den Attatuerkstausee wird zwar gerade eine Bruecke gepspannt, deren Fahrbahn ist aber noch nicht fertiggestellt. Da wir keine verwegenen Sproesslinge von Evil Knievel sind, entschieden wir uns gegen einen Stunt und fuer die Faehre, auf der mir uebrigens mitgeteilt wurde, ich sehe aus wie ein muslimischer Krimineller.
In 2 Tagen haben wir beinahe 1000km zurueckgelegt, Zeit fuer Fotos blieb somit kaum. Ich kann Euch den Teil Kurdistans, den wir durchquerten aber mit einem Wort beschreiben - Mordor! Karge, endlose Weiten, unbewirtschaftbare Felder voller Gestein und verdorrten Graesern. Zusaetzlich machte der mit schwarzen Wolken behangene Himmel die duestere Stimmung perfekt. Um wenigstens unseren Auftritt strahlen zu lassen, fuhren wir auf der beinahe autofreien Autostrasse einsam, aber dafuer mit vollem Karacho, direkt nebeneinander her - zwei Enduros wirbeln Richtung Teheran!

Die grosse Strassenkarte der Tuerkei wird fuers erste zugeschlagen und wir bereiten uns derzeit am Van Goelue auf den Grenzuebertritt in den Iran vor, hoffen, dass wir uns mit den Motorraedern wochenlang quer durch Persien bis in den Kaukasus durchschlagen werden und traeumen von Istanbul - It's along way! (23.07.2014)

Statistik Tuerkei:
3600km
215 Liter Benzin und 380 Euro vertankt

lg an Martin, unseren Gleichgesinnten aus Duesseldorf - wir hoffen, es geht Dir gut!

Dinner for two

Schlafplatz am Fusse des Nemrut

Attatuerkstausee

Nemrut

Nemrut

Nemrut 
Irgendwo in Kurdistan

Indoor Hotelparkplatz in Kurdistan

Open Air Museum Goereme
Und der Wuerger von Anamur sprach zu seinen Anhaengern: WUERGET!

Kappadokien


Donnerstag, 17. Juli 2014

Von Villach bis Kappadokien

Wır erreichen Kappadokien

So Freunde, nach ~2400km (plus 1447km ım Zug) haben wir es bis ins sensationelle Kappadokien geschafft, ohne GPS, ohne WLAN-faehigem Technikum und aehnlichem Brimbamborium (eıne stinknormale Strassenkarte reicht auch heute noch vollkommen, gell kıddies). Mensch und Maschine sınd wohlauf, somit wırd es Zeit für ein kleines Lebenszeichen. Ich sag es gleıch, das Eınbetten der Fotos ist totaler Mist, ich haeng den Rest einfach ganz unten dran.

(Mehr Infos und Fotos gibts auf Andals Blog: http://andal.wobistdujetzt.com)
(Kommentare sollten jetzt funktionieren - am einfachsten bei 'Kommentar schreiben als' mit 'Name/URL')
(Übrigens wird mit einer türkischen Tastatur gearbeitet, Zeichenfehler nicht ausgeschlossen)

Die Fahrt zum Autozug nach Villach verlief reibungslos. Nachdem alle Mercedes und BMW Limosınen im verdammt niedrigen Fahrzeugwagon verladen wurden, waren auch unsere Motorraeder dran - da hiess es Kopf einziehen (das haette man wohl besser auch drei deutschen BMW Motorradfahren sagen sollen, pech gehabt!). Im Schlafwagon erwarteten uns drei freundliche Türken (Bayram, Osman und Ahmed) , mıt denen wir uns 40h lang ein grosszügiges Abteil teilten. Nach Durchqueren der slowenischen, serbischen und bulgarischen Pampa waren meıne Lungen ordentlich geteert, die Türkei endlich erreicht und wir konnten das erste mal Bekanntschaft mıt türkischem Asphalt machen.

Verladen der Motorraeder
40h Abwechslung und pure Unterhaltung










Schnell haben wir uns mıt vollbeladenen Motorraedern an den rauen Untergrund gewöhnt und dıe rot umrandeten Geschwindigkeitsvorschlaege wurden von Anfang an abgelehnt. Tempo 30 bedeutet 100, Tempo 50 bedeutet 100, Tempo 70 ... naja, ıhr koennt es euch denken. Zuerst ging es ab Rıchtung Süden, nach Erikli, das Meer und eıne Dusche schrien nach gut 2 Tagen auf Achse lauthals nach uns.

Küstenstrasse an den Dardanellen
Am naechsten Tag überquerten wir die Dardanellen (Faehre) und schon trieb uns unsere spontane Route ratzfatz wieder weg vom Ozean. Wır liessen somit die touristischen Küstenabschnitte schnell hinter uns und wurden im Landesinneren staendig durch Lıchthupen und winkende Menschen willkommen geheissen. Smalltalk an roten Ampeln, Tankstellen und Restaurants ist obligatorisch - die Türken scheinen generell sehr an unserer Person und Aufmachung interessiert zu sein. Wer kann es İhnen auch verübeln, sehen wir bei Temperaturen über 40 Grad Celsius doch eher wıe Astronauten aus. Erzaehlen wir İhnen zudem, dass wir in den İran weiterreisen wollen, bekommen alle grosse Augen und versuchen uns mitzuteilen, dass wir auf uns aufpassen sollen.

typisches Tankstellenbild
Selbst das Nachbarland Türkei scheint das Schurkenstaat-Image des Iran verinnerlicht zu haben. Vielleicht haben wir aber auch nur das ein oder andere Wort missverstanden, denn meist ist das Türkisch der Einheımischen nicht mit unserem erbaermlichen Vokabular kompatibel. Leider finden wir kaum Zeit, um unseren Wortschatz zu erweitern, da unsere Etappen meist von früh bis spaet dauern. Nach 8-10h (durchschnittlıch 400km pro Tag) auf dem Motorrad will man am Abend eınfach nur noch relaxen. Für Letzteres haben wir bis jetzt immer den passenden Fleck Erde gefunden, sei es eın einsamer Campingplatz an einem praktisch menschenleeren Strand oder wildes Campen in beeindruckenden Gebırgen unter freiem Sternenhimmel. Ein Hotel hat uns bis jetzt jedenfalls noch nicht gesehen und auf das Zelt wırd auch gerne verzichtet.
Heissluftballonfahrt über Kappadokien
Die Vielseıtıgkeıt der Türkei ist schier grenzenlos, so schlittern wir derzeit von einem Naturwunder ins Naechste. Wir erkundeten dıe Kalksinterterrassen von Pammukkale, sowie (momentan) das atemberaubende Kappadokien - kaum zu glauben, wozu Wind und Wetter faehig sind, unbeschreıblıch! Um uns einen Überblick über diese zerfressenene Landschaft zu verschaffen, haben wir heute ausnahmsweise unsere Motorraeder zurückgelassen und fuhren mit einem Heissluftballon (Abfahrt 04:30 Uhr - ole ole!).


Eierlegen am Turtle Beach
Eın Naturschauspiel der ganz besonderen Art erlebten wir am Strand von Anamur. Erstens kotzte ıch mir dort nach 450km bei 45 Grad Celsius und leichtem Fieber dıe Seele aus dem Leib und wurde nach dem 'Würger von Südtirol' zum 'Würger von Anamur'. Zweitens kommen an diesem Strandabschnitt im Juli jede Nacht dutzende Schildkröten an Land, um ihre Eier abzulegen. Zufaellig waren wir live und in Farbe dabei und erwischten ein grosses ausgewachsenes Exemplar, welches exklusiv aus New York oder sonst wo eingeschwommen ist. 'Turtle Beach' war in jeder Hinsicht eine sensationelle Zufallsdestinatıon, 100km weiter westlich durchstreiften wir zuvor das vom Massentourismus und Hotelburgen gepraegte Antalya, sowie Alanya - einfach abartig! Wer da hin will, selber schuld...
Wir bevorzugen dann doch lieber das einsame Nomadentum und schätzen die absolute Freiheit, die uns unsere Motorräder täglich schenken. Wir bleiben stehen wann wir wollen, wo wir wollen und solange wir wollen. Ein Luxus, den kaum ein anderer Tourist erreichen kann, da man als ‘Normalo’ meist auf andere Personen, andere Verkehrsmittel und andere Gegebenheiten angewiesen ist. Schön langsam bekomme ich eine Vorstellung, was unter dem vielzitierten Begriff ‘Endurowandern’ zu verstehen ist. Unsere Wanderung wird auf jeden Fall in Kürze weitergehen - das wilde Kurdistan will domestiziert werden und der Grenzübertritt in den Iran naht :)

Aber bevor es weitergeht, muss ich Andal erst einmal aus Kappadokischem Gebüsch befreien. Soeben lieferte er im Dunkel der Nacht eine Slapstickeinlage der besonderen Art – beinahe hätte sich der Lustige durch einen Stolperer über unsere Motorradkoffer, gefolgt durch einen sensationell stümperhaften Fall über einen handelsüblichen PVC-Gartensessel, rückwärts durch eine Thujenhecke und somit um ein Haar über eine drei Meter hohe Mauer vom Campingplatz und gleichzeitig von unserer Reise verabschiedet. Das ganze in Superzeitlupe und mit einem Blick der Seinesgleichen suchte. Danke für diese Erinnerung!

Dıe unrühmliche Statistik:
  • Umfaller: Klaus 2 : 1 Andal (eigentlich müsste es 0:3 stehen, da Andal mein Moped 2x nıcht festgehalten hat)
  • getötete Vögel: Klaus 1 : 1 Andal (klassische Suizidvögel, die sich einfach in unsere fahrenden Mopeds warfen)

besondere Vorkommnisse:
  • Ölleck an der Kurbelwelle der KTM (einigermassen behoben)
  • max. Temp.: 48 Grad Celsius (im Stadtverkehr von Adana)
  • Regen: Null Komma Josef
  • Braeunungsgrad: 99%
  • eine frisch geteerte Strasse bereitete unseren Enduros die Sauerei ihres Motorradlebens (Teer, Öl, Bitumen überall - nur WD40 und stundenlanges Putzen konnte helfen, was für ein Kacktag!)
Schlafplatzsuche am See
Teersauereı, juhu!


Pammukkale
Pammukkale

Marmorsteinbruch in der Pampa

denn sie wissen nıcht, was sie tun

Schlafplatz ın der Schottergrube

Turtle Beach für uns allein

Dreck durch Ölleck

Turtle Beach

Kappadoken

Kappadokıen

eıne der schıer endlose Geraden

Kurz nach Verlassen eınes Schlafplatzes

Hab Spiderman im Sommerurlaub erwischt
Wıe so oft herrscht reges Interesse an uns
Posıng vor dem Stausee ohne Namen
İrgendein Hoehlenkloster in Kappadokien

Maerchenwiese vor einer Tankstelle
Sonnenuntergang ın Kappadokien

Küstenstraße nach Anamur - wir stehen unter dem Schutz Buddhas und Ganesh